Über uns
esc-it (gesprochen escape it oder escape IT) ist ein Kollektiv welches Inhalte für IT-Sicherheitstrainings für Aktivist*innen erstellt. Zielgruppe sind Aktivist*innen und Trainer*innen im Kontext des politischen Aktivismus.
Warum es uns gibt
In der linken Szene in Deutschland gibt es ein Bedürfnis sich vor der zunehmenden staatlichen Überwachung und digitalen Formen der Repression zu schützen. Dies führt teilweise zu Unsicherheit und Paranoia aber auch zu Resignation. Aufklärung und Bildung kann dem entgegen wirken und Menschen ermächtigen selbstbestimmt und informiert zu entscheiden, wie Sie mit digitaler Überwachung umgehen wollen.
Da es nur wenige Gruppen gibt welche IT-Sicherheitstraining mit spezieller Ausrichtung auf Aktivist*innen anbieten hat sich esc-it gegründet. Bei der Suche nach Material ist aufgefallen, dass es für Trainings zu IT-Sicherheit nur wenig öffentlich zugängliches Material gibt, welches auf politisch aktive Menschen und den deutschsprachigen Raum ausgerichtet ist. Die Materialien die es gibt sind teilweise auf spezielle Problemstellungen fokussiert und lassen sich daher nicht in ein zusammenhängendes Konzept eingliedern, sind nicht didaktisch aufbereitet, veraltet oder auf andere Regionen / Gesetzgebung ausgerichtet.
Deshalb haben wir begonnen eigene Materialien zu erstellt. Hiermit wollen wir nicht den Eindruck erwecken, dass alle anderen Materialien nicht zu gebrauchen sind. Wir haben uns lediglich Gedanken gemacht was uns für die Materialien wichtig ist und versuchen dies hier umzusetzen.
Menschen abholen
Wir möchten Menschen dort abholen, wo sie sind und sie dabei Unterstützen für sich passende Schutzmaßnahmen umzusetzen. Dem in der Technik- und Datenschutzszene so verbreitete Muster, andere Menschen für Ihren Technikkonsum zu verurteilen und für die eigenen Verhaltensweisen zu missionieren wollen wir nicht folgen. Kommunikation auf Augenhöhe ist uns wichtig.
Konkret heißt das beispielsweise, dass wir Aktivist*innen gerne auch dabei helfen ihre Computer mit Windows oder macOS abzusichern und nicht etwa grundsätzlich versuchen, sie davon zu überzeugen Linux zu verwenden. Aus Sicht des Datenschutzes mag Linux zu bevorzugen sein, aber nicht unbedingt aus Sicht der Sicherheit. Klar ist auch, dass Menschen das Betriebssystem am besten sicher verwenden können, mit dem sie sich auskennen. Der Umstieg auf Linux ist damit für viele eine zusätzliche Hürde und senkt damit die Wahrscheinlichkeit, dass diese Veränderung angenommen wird. Und wenn es nicht angenommen wird, hilft es am Ende auch nicht.
Zudem ist es einfach scheiß tech bro Verhalten.
Selbstverständlich heißt das nicht, dass wir zu sicherheitsrelevanten Themen keine entsprechenden Empfehlungen aussprechen. Beispielsweise ist ein Ende-zu-Ende verschlüsselter Messenger einem vorzuziehen, der nicht Ende-zu-Ende Verschlüsselt ist. Das Ziel einer solchen Empfehlung ist jedoch zu informieren, sodass eine selbstbestimmte Entscheidung getroffen werden kann.
Fokus auf Selbstermächtigung
Unser Anspruch ist es, Aktivist*innen so zu bilden, dass sie selbstständig entscheiden können in welcher Situation sie sich wie vor digitaler Überwachung schützen wollen. Deshalb priorisieren wir ein grundsätzliches Verständnis über konkrete Handlungsempfehlungen.
Dafür gibt es mehrere Gründe. Es beginnt damit, dass wir für passende Empfehlungen wissen müssten was ihr macht. Das wollen wir allerdings gar nicht wissen. Zudem können sich Verhältnisse ändern, und damit auch Empfehlungen. Eine konkrete Software mag heute noch zu empfehlen sein, vielleicht wird sie aber bald grundsätzlich verändert, verkauft oder sie wird schlicht von neue staatliche Überwachungsmöglichkeiten eingeholt.
Ihr selbst könnt am besten Einschätzen, welche Gegenmaßnahmen die richtigen für euch sind. Daher sehen wir die Methode der Bedrohungsmodellierung als Grundlage an. Um diese Anwenden zu können müsst ihr jedoch auch wissen welche Bedrohungen und Gegenmaßnahmen es gibt. Daher versuchen wir diese aufzulisten und zu erklären.
Realistisches Bedrohungsbild
Zudem müsst ihr für die Bedrohungsmodellierung wissen, wie wahrscheinlich das Eintreten einer Bedrohung ist. Dies ist für staatliche Überwachungsmaßnahmen nicht genau zu beziffern. Dennoch versuchen wir beispielsweise durch Statistiken und Fallbeispiele eine faktenbasierte Einschätzung zu ermöglichen.
Didaktisch aufbereitet
Unser Ziel ist es Wissen zu vermitteln. Daher bemühen wir uns Inhalte so aufzubereiten, dass sie auch für Laien möglichst verständlich sind. Fremd- und Fachwörter versuchen wir zu vermeiden oder sie verständlich zu erklären.
Wir möchten Themen nicht nur sachlich erklären, sondern auch didaktisch aufbereiten. Beispielsweise durch Grafiken, Präsentationen oder interaktive Elemente wie Aufgaben oder Spiele.
Alle Materialien sollen sich zu einem ganzheitlichen Konzept zusammenfügen.
Aktuell und geprüft
Auch wir wissen natürlich nicht alles. Um Fehler in unserem Material zu vermeiden, gehen alle Inhalte vor der Veröffentlichung durch einen Review-Prozess. Für die Veröffentlichung muss mindestens eine zweite Person zustimmen.
Dennoch können Fehler passieren. Falls euch etwas auffällt, freuen wir uns über Hinweise. Am besten erstellst du hierfür einen Issue in unserem git-Repository oder schreibst uns eine Mail.
Damit das Material inhaltlich korrekt bleibt, haben wir auch den Anspruch es aktuell zu halten. Wie gut das funktionieren wird muss sich noch herausstellen.
Offene Lizenz
Alle Materialien, welche wir selbst erstellen, stehen unter einer freien Lizenz. Wenn wir externe Inhalte verwenden, versuchen wir auch hierbei möglichst Inhalte unter freien Lizenzen zu verwenden.
Damit wollen wir sicherstellen, dass Alle unser Material verwenden und verändern können. Das hilft auch dabei das Material aktuell zu halten, denn falls wir das nicht mehr tun könnte das so von anderen übernommen werden.
IT-Sicherheit als Form von Anti-Repression und Solidarität
Wir möchten vermitteln, dass IT-Sicherheit in politischen Kontexten meistens nicht nur dich selbst betrifft. Auch andere kann es betreffen, wenn du mit Informationen nicht verantwortungsvoll umgehst.
Entsprechend betreffen die Entscheidungen die du hierzu triffst nicht nur dich. Daher solltest du dir überlegen, ob du Betroffene in diese Entscheidungen einbeziehst. Beispielsweise bietet es sich für Gruppen an, sich gemeinsam Gedanken über ein standardisiertes Sicherheitslevel und Maßnahmen zu machen.
Mit IT-Sicherheit schützt du dich und andere. Daher ist es Bestandteil von Anti-Repression.
Workshops
Falls ihr möchtet, dass wir einen Workshop für euch geben, schreibt uns gerne an!
Termine
24.01.2024 in Frankfurt
Datum: 24.01.2024
Uhrzeit: 18 Uhr
Ort: ExZess, Frankfurt am Main
Beschreibung:
Hallo zusammen,
wir werden am 24.01.2024 um 18:00 Uhr im Exzess einen öffentlichen Vortrag/Input zum Thema IT-Sicherheit für politische Gruppen geben.
Repression gegen linke Politik hat in den letzten Monaten in ganz Deutschland enorm zugenommen. Nancy Faeser versucht schon seit Beginn der laufenden Legislaturperiode das elendige Thema der anlasslosen Vorratsdatenspeicherung und jetzt akut der Chatkontrolle wieder aktiv in den Vordergrund zu rücken, um sie zum Gegenstand aggressiver Gesetzesreformen im Sinne der Repressionsbehörden zu machen.
Der zuletzt abgeschlossene Koalitionsvertrag in Hessen zeigt dies nochmal in dramatischem Ausmaß. Die Behörden sollen nie dagewesene Werkzeuge und Mittel in die Hand gelegt bekommen, mit denen sie mehr oder minder willkürlich Menschen in ihrer tiefsten Privatsphäre überwachen und kontrollieren dürfen.
Die anhaltende Repressionswelle gegen multiple linke Strukturen zeigt hierbei deutlich, welch wichtige Rolle Informationstechnik und digitale Kommunikation hierbei haben.
Es ist zwar nicht unser Anliegen, auf den politischen/juristischen Diskurs Bezug zu nehmen, aber wir wollen einen allgemeinen Überblick liefern, welche Techniken von den Behörden zur Überwachung eingesetzt werden und wie wir uns ggf. davor schützen können.
Dabei wollen wir auf verschiedene Ebenen eingehen, wie bspw. der konkreten Situation auf der Straße, bei Aktionen, auf Demos und auf den alltäglichen Gebrauch von Handys/Laptops etc. abseits der Straße.
Wir planen dabei einen Zeitrahmen von 2 Stunden. Das bedeutet zwar, dass viele Themen nur teilweise angesprochen und nicht komplett ausgeführt werden können, allerdings ist der Abend auch nur als eine öffentliche Informationsveranstaltung gedacht.
Dies als Anstoß genommen, bieten wir den linken Gruppen im Umkreis auch an, Workshops in geschlossenen Räumen durchzuführen, in denen mehr Zeit für Details und etwaige Fragen sein soll. Außerdem hat es sich gezeigt, dass viele Genoss*innen auch Unterstützung bei konkreten Maßnahmen wie bspw. Festplattenverschlüsselung benötigen. Auch dabei bieten wir in diesem Rahmen gerne Hilfe an.
Da wir als Projekt bisher keinerlei Öffentlichkeitsarbeit betrieben und somit keine öffentliche Reichweite haben, möchten wir euch dazu einladen unser Sharepic (+ Beschreibung) auf euren Kanälen zu teilen.
Wir freuen uns auf euch :)
Sprechstunde
Nach dem IT-Sicherheitstraining im Exzess bieten wir, wie bereits dort angekündigt, für einige Wochen eine Sprechstunde zu IT-Sicherheit an.
Digitale Hilfsmittel sind aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken. Doch je mehr politischer Aktivismus auch digital stattfindet, desto wichtiger wird es sich mit digitaler Selbstverteidigung auseinanderzusetzen. Dabei möchten wir Aktivist*innen unterstützen.
Offene Sprechstunde
Vom 26.02. bis yum 18.03. (Verlängerung möglich)
jeden Montag von 18.30 - 21.00 Uhr im Cafe Rabe
In der offenen Sprechstunde für politisch aktive Gruppen und Einzelpersonen könnt ihr Fragen zu digitaler Selbstverteidigung, Verschlüsselung, Netz-Anonymität, Datenschutz und sicherer Kommunikation stellen. Gerne unterstützen wir euch bei der Einrichtung von Festplattenverschlüsselung, Passwortmanagern, eurem Smartphone, Tails oder bei der installation von Linux auf eurem Laptop. Auch bei anderen Dingen in diesem Themenfeld helfen wir gerne, falls es uns möglich ist.
Am besten bringst du die entsprechenden Geräte (Laptop, Smartphone, etc.) gleich mit. Auch ein USB-Stick ist oft nützlich.
Festplattenverschlüsselung
Wir unterstützen dich gerne bei der Verschlüsselung deines Computers. Am besten machst du vorher ein Backup, damit die Daten wiederhergestellt werden können falls sie verloren gehen. Bei Linux-Systemen führen wir die Festplattenverschlüsselung nur im Rahmen einer Neuinstallation aus. In diesem Fall ist es also zwingend erforderlich die Daten vorher zu sichern. Wenn ihr plant, Festplattenverschlüsselung einzurichten, aber nicht sicher seid, wie ihr ein Backup machen sollt, bringt im besten Fall ein Speichermedium für ein Backup mit.
Smartphone-Beratung
Wir beraten dich zu geeigneten Telefonen für die private und/oder aktivistische Nutzung und unterstützen bei der Einrichtung. Dabei achten wir besonders auf hohe Sicherheitsstandards.
Wir bieten auch an, ein alternatives Betriebssystem auf eurem Smartphone zu installieren, sofern das Gerät von GrapheneOS unterstützt wird.
Präsentation
Die aktuelle Version der Präsentationen könnt ihr hier ansehen.
Mobilfunk
Für die Bedrohungen im Bereich Mobilfunk müssen zunächst einige Grundlagen erklärt werden. In diesem Artikel dreht es sich um die Frage, wie die Kommunikation eines einzelnen Handys mit dem Mobilfunknetz, in Form der Mobilfunkzelle [ugs.: Antennenmast]. Dabei tauchen die Begriffe IMSI und IMEI (und manchmal auch TMSI) häufiger auf, die hier ebenfalls kurz erläutert werden.
Wem gehören Mobilfunkzellen?
Mobilfunkzellen (MFZ) werden von Mobilfunkanbietern betrieben. Dementsprechend kontrollieren die jeweiligen Mobilfunkanbieter auch den Datenverkehr durch diese MFZ hindurch. In dem unteren Bild symbolisieren die verschiedenen Farben, verschiedene Anbieter, wie z.B. Telekom, Vodafon, O2, etc.
IMSI: SIM-Identifier
Jede SIM-Karte besitzt eine eindeutig identifizierbare Nummer, die International Mobile Subscriber Identity, kurz IMSI. Durch die Registrierungspflicht von SIM-Karten in den meisten europäischen Ländern lässt sich die SIM-Karte eindeutig einer Identität zuordnen. Das können die Repressionsbehörden einfach bei den Mobilfunkanbietern abfragen und machen es auch sehr regelmäßig:
Natürlich funktioniert diese Abfrage auch in die andere Richtung, von SIM-Karte zur Identität:
Natürlich funktioniert diese Abfrage auch in die andere Richtung, von SIM-Karte zur Identität:
Quelle: Bestandsdatenauskunft 2022: Behörden fragen sekündlich, wem eine Nummer gehört
IMEI: Geräte-Identifier
Auch Mobilfunkmodems (also der Chip im Handy der sich mit dem Mobilfunknetz verbinden kann), besitzen eine eindeutige Nummer, die International Mobile Equipment Identity, kurz IMEI. Diese IMEI sind in der Regel 15-Stellen lang und global einzigartig. Der Aufbau schaut wie folgt aus:
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die ersten 8 Ziffern sind, einfach gesagt, Typen spezifisch. Zum Beispiel haben alle Google Pixel 7a als erste 8 Stellen: 35917382
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die nächsten 8 Ziffern sind Seriennummern
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die letzte Ziffer ist zur Fehlerkorrektur (error correction)
Wie wird sichergestellt, dass diese Nummern einzigartig sind?
Da viele verschiedene Firmen solche Mobilfunkmodems produzieren ist es notwendig, sich untereinander abzusprechen. Sonst würden bei den täglich abertausend produzierten Modems schnell Nummern multiple Male vergeben werden.
Darum kümmert sich die GSMA (Global System for Mobile Communications Association). Der Name spricht hier für sich selbst.
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Will ein Hersteller also ein neues Modell auf den Markt bringen, gehen sie zur GSMA und bitten um einen “Nummernraum”, die 8 ersten Stellen. Nun dürfen sie alle produzierten Chips dieses Modells mit diesem Nummernraum benennen, also IMEIs vergeben.
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Die Seriennummern dienen zur Unterscheidung einzelner Geräte des selben Modells.
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Die Fehlerkorrektur ist ein bisschen schwarze Magie und kann hier wirklich vernachlässigt werden.
EIR: (Equipment Identity Register)
EIRs (Equipment Identity Register) sind im Grunde Datenbanken mit IMEIs. Meistens werden dort IMEIs gestohlener Handys in “blacklists” verwaltet (siehe weiter unten). Der Standard sieht aber auch “whitelists” vor. Das würde bedeuten, dass alle produzierten IMEIs erfasst werden und nur diese erfassten auch am Netzwerk teilhaben dürfen. Das wäre dann ein bedeutendes Sicherheitsrisiko, wenn ein Handy mit zurückverfolgbaren Zahlungsmethoden gekauft wird.
Beispiele für Modemhersteller: Qualcomm, Huawei, ZTE, Sierra Wireless, Netgear, Alcatel, TP-Link
Durch die IMEI ist also jedes mobilfunkfähige Gerät identifizierbar.
Wenn ein Gerät gleichzeitig mit mehreren SIM-Karten verwendet werden kann (egal ob bspw. 2 physische SIMs, oder 1 e-SIM & 1 physische SIM), hat es auch entsprechend viele IMEIs.
Warning
Oft ist es aber ziemlich einfach eine Verbindung zwischen diesen beiden IMEIs herzustellen:
-
Oft werden die Seriennummern einfach hochgezählt (außer die error correction)
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Wenn dauerhaft zwei IMEIs immer am selben Ort sind lässt sich das korrelieren
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Die Hersteller und Händler kennen die Korrelation der beiden IMEIs
-
Sollte hier ein EIR im Spiel sein, sind diese beiden IMEIs im EIR auch miteinander verknüpft. Ist also eine der beiden IMEIs bekannt, ist aus dem EIR auch die Zweite ersichtlich.
Die IMEIs lassen sich nicht ohne Weiteres ändern. In vielen Ländern ist ihre Manipulation sogar strafbar und erfordert zudem spezielle Hardware, die am ehesten aus China bezogen werden kann.
Probleme beim Kauf von Handys
Kauft Ihr also ein Handy im Laden und bezahlt mit Karte, liegt danach dem Laden die Verknüpfung eurer Karte und der IMEI(s) eures Handys vor. Kauft Ihr ein Gerät sogar direkt bei eurem Mobilfunkanbieter, kann sogar durch die oben gezeigten Abfragen wie “Welche Nummern gehören dieser Person?” bei den Anbietern direkt auch euer genaues Gerät bestimmt werden (also inklusive Seriennummer, IMEI, etc). Kauft Ihr also ein Handy im Laden und bezahlt mit Karte, liegt danach dem Laden die Verknüpfung eurer Karte und der IMEI(s) eures Handys vor. Kauft Ihr ein Gerät sogar direkt bei eurem Mobilfunkanbieter, kann sogar durch die oben gezeigten Abfragen wie “Welche Nummern gehören dieser Person?” bei den Anbietern direkt auch euer genaues Gerät bestimmt werden (also inklusive Seriennummer, IMEI, etc).
Als Konsequenz daraus ist es Behörden möglich, durch Abfragen bei Verkäufern und Geräteherstellern, die per Werk vergebenen IMEIs zu spezifischen Geräten zurück zu verfolgen.
Und damit besteht, wenn das Handy über die eigene Identität gekauft wurde, auch diese Zuordnung.
Uns ist allerdings bisher nicht bekannt ob und wie oft Behörden diese Zuordnung abfragen.
- Identifier eines Gerätes, nicht der SIM-Karte
- weltweit einzigartig
- wird an Mobilfunkanbieter übertragen, wenn mit Mobilfunknetz verbunden (siehe Authentifizierung)
Authentifizierung
- Erkennt das Handy das Signal einer MFZ, versucht es bei ihr mit einer Art “HALLO” anzuklopfen, um zu sehen, ob die MFZ überhaupt erreichbar ist und sagt ihr, das falls das der Fall ist, das es sich gerne ins Netz einloggen möchte.
- Wenn die MFZ diese Nachricht empfangen konnte, fragt sie zuerst einmal nach der Identität des Handys, um sicher zu gehen, dass es überhaupt das Recht hat, sich bei ihr einzuloggen.
- Daraufhin schickt das Handy die IMSI seiner SIM-Karte um zu beweisen, dass es das Recht hat sich zu verbinden. Gleichzeitig schickt es aber auch die IMEI seines Mobilfunkmodems (also des Handys) mit.
- Eine Telekom MFZ würde also eine Vodafon Sim-Karte ablehnen und ihr sagen, dass sie kein Recht hat das Telekom-Netz zu benutzen.
- Damit ist die Authentifizieren quasi abgeschlossen und eine Verbindung kann aufgebaut werden. Was es mit der TMSI auf sich hat ist hier zweitrangig und deshalb übersichtshalber in den Details eingeklappt.
- Dem Standard nach können solche Verbindungen auch nur “verschlüsselt” aufgebaut werden. Warum das hier in Anführungszeichen steht, kannst du hier nachlesen.
Was ist die TMSI?
Würde nun einfach eine Verbindung aufgebaut werden, könnte jede*r in der Nähe mit geeigneter Hardware (bspw. Software Defined Radios ab 20€) sehen, welche Handys gerade mit welchen Sim-Karten im Netz eingeloggt und wie viel sie kommunizieren. Damit das nicht geschieht, geht das Prozedere noch um einen Schritt weiter: Die MFZ gibt dem Handy eine TMSI (Temporary Mobile Subscriber Identifier). Das Handy nutzt von nun an, aber auch nur in dieser Session, diese TMSI zur Identifikation. Loggt sich das Handy irgendwann aus dieser MFZ wieder aus und später wieder ein, beginnt das gesamte Prozedere von vorn und eine neue TMSI wird vergeben.
Falls du dich jetzt noch fragst, wofür das Handy sich nach der ersten Authentifizierung überhaupt noch weiter identifizieren muss: Versendete Pakete benötigen natürlich immer Empfänger (und Absender). Damit dein Handy also während einer Verbindung mit bspw. einer Webseite wieder gefunden werden kann, um dir die Inhalte zu präsentieren, muss “das Netz” natürlich wissen, welches Gerät du denn überhaupt bist.
Sowohl die IMSI als auch die IMEI werden bei der Authentifizierung mit dem Mobilfunknetz übertragen. Damit entstehen bei den Mobilfunkanbietern Tabellen (Datenbanken), die eine eindeutige Zuordnung zwischen IMSI und IMEI, also Handy und SIM-Karte, ermöglichen. Bei den Anbietern liegen diese Daten zwar nicht lange rum (zum Zeitpunkt des Schreibens dieses Artikels gibt es in Deutschland noch keine Vorratsdatenspeicherung). Dennoch sollte einem diese Gefahr bewusst sein, wenn ein Handy verwendet wird welches vorher bereits mit einer anderen SIM-Karte verwendet wurde, welche wiederum Rückschlüsse auf die eigene Identität zulässt. Außerdem kann das Handy auch vorher mit einer anderen SIM in einer Funkzellenabfrage gelandet sein.
Funkzellenabfrage
Um dieses Kapitel zu verstehen ist es notwendig die grundlegenden Konzepte von Mobilfunkzellen (im Folgenden MFZ abgekürzt), insbesondere den Verbindungs- bzw Authentifizierungsprozess zwischen Handy und Mobilfunkzelle, zu verstehen. Wir haben versucht, das im Artikel Mobilfunk verständlich zu veranschaulichen.
Die Funkzellenabfrage ist eine in § 100g Abs. 3 StPO geregelte Maßnahme, derer sich Strafverfolgungsbehörden in ihren Ermittlungen bedienen können. Dabei Fragen die Behörden bei den Betreibern der in dem Fall interessanten MFZ bestimmte Daten zu deren Nutzung ab.
Was wird bei Funkzellenabfragen abgefragt?
Bei Funkzellenabfragen werden folgende Daten im abgefragten Zeitraum und “Ort” (also ein bestimmtes Gebiet, das evtl von mehreren MFZ abgedeckt wird) erhoben:
- eingeloggte Rufnummern
- Zeitpunkte von:
- Einwahl/Auswahl der Geräte
- Aus- und eingehender Anrufe
- Mailbox Gespräche
- gesendete/empfangene SMS
Oftmals werden beispielweise bei Demos Funkzellenabfragen vor, während und nach der Demo gemacht. Dadurch kann beispielsweise ersichtlich werden, welche Geräte sich nur zum Zeitpunkt der Demo an diesem Ort aufgehalten haben und welche Geräte dort evtl “zu Hause” sind.
Außerdem können natürlich über Funkzellenabfragen auf einem größeren Gebiet Bewegungsprofile erstellt werden, in dem Ein- und Auswahlzeitpunkte einzelner Geräte bei den jeweiligen MFZ betrachtet werden:
Statistiken zu Funkzellenabfragen
Die Zahlen belaufen sich auf die durchgeführten Abfragen. In einer Abfrage können durchaus mehrere Hunderttausend Geräte betroffen sein. Das geht sogar soweit, dass in Berlin im Jahr 2016 statistisch jedes einzelne Handy alle 11 Tage in einer Funkzellenabfrage landete.
Mehr Details zu dieser Statistik
Stille SMS
Die Stille SMS ist nach GSM-Spezifikation 03.40 aus dem Jahr 1996 definiert: „Ein Kurzmitteilungstyp 0 bedeutet, dass das Endgerät (ME) den Empfang der Kurzmitteilung bestätigen muss, aber ihren Inhalt verwerfen kann.“
Das bedeutet, dass diese “leere” SMS an die entsprechende SIM zugestellt wird und das Telefon sofort eine Empfangsbestätigung an den Absender zurück sendet. Da das Telefon aber von vornherein weiß: “Ah, das steht eh nix drin, weg damit”, ignoriert es diese SMS einfach, ohne der Benutzer*in überhaupt den Empfang dieser Nachricht mitzuteilen.
Dadurch entsteht bei den Mobilfunkbetreibern aber zurückverfolgbarer Datenverkehr, da die SMS (und später auch ihre Empfangsbestätigung) ja bis an ihr Ziel durch sämtliche dafür nötigen Mobilfunkzellen weitergeleitet wurden. Dieser Pfad, den die SMS dabei nimmt, kann dann von den Behörden ausgewertet werden und somit Standorte mit einer Genauigkeiten von bis zu wenigen Metern bestimmt werden.
Stille SMS - Anwendung
Bemerkung: Die hier gezeigten Zahlen stammen von kleinen Anfragen der Fraktion Die Linke im Bundestag und beziehen sich dadurch auch nur auf die aufgeführten Bundesbehörden. Leider haben wir keine offiziellen Statistiken dazu aus dem Bundesjustizministerium, was auch die Landesbehörden mit einschließen würde.
Das Bundesamt für Verfassungsschutz gibt seit dem zweiten Halbjahr 2018 keine Zahlen mehr dazu raus.
IMSI-Catcher
Ein IMSI-Catcher simuliert eine kommerzielle Mobilfunkzelle (MFZ), um die Clients dazu zu bewegen, mit ihnen eine Verbindung aufzubauen. Generell gilt:
- Endgeräte loggen sich bei MFZ mit stärkstem Signal ein.
- Funkzelle fordert „Identity Request“
- Endgeräte authentifizieren sich mit IMSI + IMEI (und erhalten TMSI von der MFZ).
Dabei kann im Groben zwischen passiven und aktiven IMSI-Catchern unterschieden werden:
Passive IMSI-Catcher warten nur darauf, dass Clients versuchen sich mit ihren Identifier bei der MFZ zu authentifizieren. Damit können detaillierte Informationen darüber gesammelt werden, wer, oder viele Personen sich bspw. bei einer Demo aufhalten. Den Clients fällt der Schwindel auf Grund des GSM-Protokolls nicht auf.
Aktive IMSI-Catcher warten nicht nur auf die Synchronisationsanfrage des Clients. Sie geben dem Client auch eine TMSI (kann hier mit lokaler IP verglichen werden) und bauen sogar in seinem Namen eine legitime Verbindung zu einer echten MFZ her. Damit können vollwertige ‘machine-in-the-middle-attacks’ realisiert werden.
Welche Sicherheitslücke wird hier ausgenutzt?
Das Problem liegt bei der Authentifizierung zwischen Telefon und der MFZ(Mobilfunkzelle). Das Telefon muss sich nämlich (wie unten dargestellt) gegenüber der MFZ mit seinen einmaligen/unverwechselbaren Identitäten (IMSI, IMEI) verifizieren, um zu beweisen, dass es das Recht hat, das Mobilfunknetz zu benutzen.
Die Funkzelle authentifiziert sich gegenüber dem Telefon jedoch nicht. Deshalb kann das Telefon auch nie sicher wissen, ob es gerade wirklich mit einer normalen, kommerziellen MFZ kommuniziert, oder nicht doch mit einem Klon der Behörden.
Aktiver IMSI-Catcher - Systematik
Warum ist die Kommunikation Telefon-Polizei unverschlüsselt?
Die Antwort findet sich in der oben beschriebene Schwachstelle im Kommunikationsprotokoll bei der Authentifizierung. Durch bestimmte Schritte ist es dem IMSI-Catcher möglich, das Telefon beim Authentifizierungsprozess auf einen alten Mobilfunkstandart (idR. 2G) herunter zu zwingen. Das ist allgemein möglich, um in Situationen, in denen moderne Standards (3G/4G) keinen Empfang bieten, die noch vorhandene 2G Infrastruktur nutzen zu können. Diese ist oft in der territoriale Abdeckung etwas resistenter als die moderneren. Der 2G-Standart wiederrum ist schon lange überholt und Sicherheitstechnisch in keinem Fall zu empfehlen. Von staatlichen Akteuren einmal abgesehen, ist es sogar privaten Menschen möglich, 2G-“verschlüsselte” Kommunikation sehr schnell zu entschlüsseln und mitzulesen/hören. Deshalb Kennzeichnen wir diese Kommunikation in seiner Praxis als “unverschlüsselt”
Warum ist die Kommunikation Polizei-Mobilfunkzelle wiederum verschlüsselt?
Um sogenanntem “eaves dropping” – also dem belauscht werden – entgegen zu wirken, akzeptieren die MFZ der neuen Standards nur Kommunikation, die mit ihrem jeweiligen Standard verschlüsselt wurden. Damit das Telefon also nicht merkt, das es eigentlich mit einer falschen MFZ verbunden ist, muss der IMSI-Catcher also auch eine real-funktionierende Verbindung zum Mobilfunknetz aufbauen. Dafür muss er die Verbindung zur MFZ wieder verschlüsseln.
Praktische Gefahren
- Handy mit privater SIM & IMEI macht identifizierbar & ortbar
- “Anonyme” SIM-Karte und Handy ist nicht gleich anonym
Es ist zu beachten, dass dadurch potentiell Gefahr besteht, wenn ein “anonymes” Handy wiederverwendet wird. In Zusammenhang mit Funkzellenabfragen lassen sich unter Umständen Bewegungsprofile dieser Geräte herstellen und kontextualisieren.
Ein potentielles Beispielszenario könnte so aussehen: Ihr benutzt euer Aktionshandy auf mehreren Aktionen/Demos, gerne auch in verschiedenen Städten/Bundesländern. Bei diesen Demos landet ihr (eure IMSI+IMSI) mehrfach in Funkzellenabfragen. Damit kann erst einmal niemand etwas anfangen, außer zu sagen, dass dieses Gerät auf all diesen Veranstaltungen präsent war. Nun lauft ihr aber auf weiteren Demos an IMSI-Catchern vorbei und werdet ggf. dabei kontrolliert oder gefilmt. Dadurch könnte natürlich über die Zeit eine Korrelation zwischen euch und dem Gerät hergestellt werden.
Hardware für professionelle IMSI-Catcher kommt in in Deutschland und Umgebung in der Regel von Rhode&Schwarz. Deren Geräte sind global, nicht nur bei Strafverfolgungsbehörden, bekannt und beliebt. Diese State-of-the-Art Technik ist auch dementsprechend teuer, Preise bewegen sich in 4-5 stelligen Bereichen.
Es lassen sich allerdings auch mit ~25€ “teuren” SDR-Dongles (Software Defined Radios) simple passive IMSI-Catcher realisieren. Diese sind allerdings nur dazu fähig, den existierenden Verkehr mitzulesen, jedoch nicht dazu, eine fake MFZ aufzusetzen und tatsächliche MITM Attacken auszuführen.
Empfehlung
Lukas Arnold beschreibt in seinem Talk auf dem 37c3 (CCC-Congress 2023), wie es mit ihrem selbst gebauten Tool möglich sein sollte, fake base stations mit Hilfe eines iPhones zu erkennen.
Quellen
- https://www.eff.org/wp/gotta-catch-em-all-understanding-how-imsi-catchers-exploit-cell-networks
- SnoopSnitch-Talk (gehört in Empfehlungen): https://media.ccc.de/v/ber15-5-detecting_imsi-catchers_and_other_mobile_network_attacks
Statistik zu IMSI-Catchern
Datenspürhunde
Im folgenden wird dieser Artikel unter der Creative Commons BY-NC-SA 4.0 von Netzpolitik.org wörtlich zitiert, da dieser das Thema ziemlich gut erklärt:
Der unwiderstehliche Geruch von Festplatten
Bei Hausdurchsuchungen kommen immer öfter auch „Datenspeicher-Spürhunde“ zum Einsatz. Sie können Smartphones, Festplatten und sogar SIM-Karten riechen. Bei deren Ausbildung will sich die Polizei allerdings nicht in die Karten schauen lassen.
Von Polizeihunden, die nach Rauschgift oder Sprengstoff suchen, haben alle schon gehört. Auch von Hunden, die nach Banknoten schnüffeln, auf der Suche nach Steuerflüchtlingen. Am Ende der letzten Dekade kam dann eine neue Ausbildung dazu: Hunde, die Datenträger erschnüffeln – und das Land Sachsen war Vorreiter. Im Fall des massenhaften Kindesmissbrauchs auf einem Campingplatz in Lüdge kam Deutschlands bis dahin einziger „Datenspeicher-Spürhund“ zum Einsatz. In der Folge bildete die Polizei von Nordrhein-Westfalen ebenfalls solche Hunde aus und präsentierte „Odin“, „Jupp“ und „Ali Baba“ auch in sozialen Medien.
Auf der Transparenz-Plattform FragdenStaat gibt es gleich mehrere Anfragen zu Datenspeicher-Spürhunden. Dort hätte man also mehr dazu erfahren können, wie die Polizei Hunde trainiert, damit diese CDs, Festplatten, Speicherkarten, USB-Sticks, Smartphones und SIM-Karten finden. Denn ganz offenbar haben Speichermedien einen ganz eigenen Geruch, den Hunde erkennen, wenn sie auf diesen konditioniert werden. Allerdings hat die NRW-Polizei die Ausbildung der Hunde als „Verschlusssache“ eingestuft und großflächig geschwärzt, und so muss man sich stattdessen auf Medien wie zooroyal und deren Berichterstattung über die „Fellnasen“ verlassen.
In einem Bericht der Süddeutschen Zeitung heißt es, dass die Suche nach Datenträgern viel schwieriger sei als nach Drogen, die einfach stärker riechen würden als die handelsübliche Festplatte. Auch die Polizei Sachsen-Anhalt schreibt in einer Präsentation, dass die Datenträger kaum Geruchsmoleküle freisetzten.
Der sächsische Diensthundeführer sagte der Zeitung damals, dass der Hund die Chemikalien rieche, die zur Herstellung der Speichermedien verwendet werden. Er habe sogar den Eindruck, dass sein Hund Lithium-Ionen-Akkus schneller fände als Handys mit Chrom-Nickel-Batterien und gehe davon aus, dass „Artus“ Lithium riechen könne.
Weil die gesuchten Datenträger so wenig Geruch verströmen, verlange die „Spürarbeit“ eine „hohe, ausdauernde und körperlich anstrengende Leistung“ des Diensthundes, heißt es in den Unterlagen aus Sachsen-Anhalt. Deswegen setze diese Ausbildung „ein fokussiertes, sachliches Spürverhalten des DH [Diensthundes] voraus.“
Belohnung: Beißwurst
Die Polizei NRW selbst verrät auf ihrer Webseite, wie die Suche vor sich geht: „Hört Hank [Hund] das Kommando »Spür!«, beginnt er zu suchen. Bleibt er bewegungslos stehen, weiß Peter Baumeister [Hundeführer]: Er hat etwas gefunden. Als Belohnung bekommt Hank dann sein Lieblingsspielzeug: eine Beißwurst.“
Demnach dauert die Zusatz-Ausbildung eines Spürhundes zum Datenspeicher-Spürhund 20 Tage, welche der Hund zusammen mit seinem Bezugsmenschen absolviert. Nach der Ausbildung darf sich der Mensch dann „Datenspeicherspürhundführer“ nennen. Ein Wort, wie es deutscher kaum klingen könnte.
Forensik
Digitale Forensik
Wenn du dazu etwas beizutragen hast, schau gerne bei dem Issue vorbei und mach mit!
Physische Forensik
Bisher gehen wir hier nicht im Detail drauf ein. Generell sind klassische Forenskimethoden der Strafverfolgung zu beachten. Dazu gehören die Sicherstellung von:
- Faserspuren
- Schuhabdrücke
- Fingerabdrücke
- DNA
- …
All diese Spuren können durchaus schwer zu vermeiden sein, besonders DNA und Faserspuren werden bei so ziemlich jeder Bewegung hinterlassen. Was das allerdings für das spezifische Threat Modeling bedeutet muss gesondert diskutiert werden. Die Analyse von diesen Dingen ist in aller Regel sowohl sehr Zeit als auch Kosten aufwendig. Trotzdem zeigen sich in einzelnen Fallbeispielen, dass verwirrte Cops das auch bei Bagatellen schon angeordnet haben, wie im Beispiel Adbusting Höcke
Persönliche Überwachung
Zu den verschiedenen Arten von verdeckten Ermittler*innen suchen wir nach weiteren Informationen sowie nach Statistiken zu deren Einsätzen. Falls du hierzu etwas beitragen kannst, schau doch gerne mal in die verlinkten Issues rein.
In den letzten Jahren haben sich Fälle von Personen bezogener Überwachung vermehrt. Immer häufiger werden Aktivist*innen Ziele von Zielfahnder*innen, V-Leuten oder anderen Spitzeln des deutschen Repressionsapparates.
Zu den Begrifflichkeiten und Unterschieden:
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Zielfahnder: Suchen und observieren Personen
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Tatbeobachter: Das ist die klassische Demo-Zifte. Sie lungern meist in BFE-Einheiten und sind oft bei Demos dabei um Straftaten zu beobachten. Zur besseren Dokumentation machen Sie teilweise während der Demo Bilder von den Personen, deren Kleidung, Rucksäcken oder Schuhen. Sie verfolgen vermeintliche Täter*innen, deren Festnahme teils direkt nach der Demo oder nach nur wenigen Stunden erfolgt. Sie sind vergleichsweise unauffällig, haben also keinen Knopf im Ohr, oder im Ärmel. Das Äußere wird dem entsprechenden Anlass angepasst, gerne auch selbst vermummt.
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Verdeckte Ermittler*innen (VE): Oftmals wenig inhaltliche Positionierung. Haben nur Zeit bei “spannenden Sachen”.
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Zivilpolizei: Mit Westen und Knopf im Ohr, erkenntlich am Rand der Demo
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Vertrauens-/V-Personen: Sie werden gezielt vom Staat aus der Szene angeworben. Sie sitzen in Plena und wissen über Aktion/Leute und beteiligen sich rege am Szene-Leben
Video-/Audioüberwachung
Videoüberwachung - öffentlicher Orte und Plätze
Insbesondere an Anlagen und Einrichtungen der Bahn. Es besteht ein eigener Nutzungsvertrag zwischen Bahn und Bundespolizei, der festlegt, dass die Infrastruktur der Videoüberwachung durch die Deutsche Bahn betrieben wird und die Bundespolizei diese nutzen darf.
Weiter sind oft Orte betroffen, wo es “gehäuft zu Drogenhandel, Diebstahl oder Gewalt kommt”
“Intelligente Videoüberwachung”
Es gab einen Pilotversuch am Berliner Südkreuz 2019 und seit Juni 2023 in Hamburg auf dem Hansaplatz.
2023 implementiert der schweizer Bahnhof in Schaffhausen “intelligente” Kamerasysteme, um das Kaufverhalten von Kund*innen zu analysieren und Ladenmiete nach Kundenaufkommen aufzuschlüsseln.
Seit 2018 wird die Mannheimer Innenstadt mit KI-Technik vom Frauenhofer-Institut in München Überwacht. Von 68 Überwachungskameras der Polizei in Mannheim sind 10 mit “KI-Software” ausgestattet. Der Einsatz dieser Technik wurde im Dez. 2023 bis 2026 verlängert
Bisher sollen alle oben genannten Systeme keine direkte Identifikation von Individuen zulassen. Das heißt, dass die Systeme nur Situationsabhängig den gerade erkannten Personen einen Identifier zuweisen, der nur zur Verarbeitung der jeweiligen Videosequenz dienen soll. Personalien sollen so nicht festgestellt werden können.
In Rheinland-Pfalz gibt es seit 2023 “Handy-Blitzer”, die Autofahrer*innen fotografieren und nach “Handy-am -Ohr” - Situationen analysieren.
In Frankreich werden zu Olympia 2024 massenhaft “intelligente” Verhaltensscanner eingesetzt werden.
Videoüberwachung Demonstrationen
Bei den Ermittlungen zu den G20 Protesten wurde Videomaterial mittels Gesichtserkennung ausgewertet. Hier könnten Details dazu eingefügt werden.
Gesichtserkennung bei G20, nicht zum Identifizieren sondern zum Verfolgen
- Polizei mit Kameras
- Kamerawagen
- Insbesondere hier Datenauswertungen
Video- Audioüberwachung - private Räume
Prinzipiell können private Räume verwanzt werden, auch wenn sich Verdächtige nur ab und zu darin aufhalten.
In der folgenden Statistik sind die Verfahren in denen Wohnraumüberwachung eingesetzt wurde aufgelistet. Die Statistik erfasst nur Verfahren, die geeignet sind den Schutzbereich des § 13 GG, die Unverletzlichkeit der Wohnung, zu berühren. Verfahren in denen andere Räume überwacht wurden sind demnach nicht erfasst.
Phishing
Das Phishing mit E-Mails oder SMS ist zwar im Allgemeinen eher im Kontext von Enkeltricks oder anderem Scam bekannt, doch auch staatliche Akteure nutzen gerne Phishing, um Zielpersonen mit Malware zu infizieren.
Hierbei sind ein paar Sachen zu bedenken. One-Click-Malware, also jene, bei der User*innen proaktiv auf einen Link klicken, oder einen Download tätigen müssen, damit das Gerät infiziert werden kann, ist um einiges günstiger zu haben, als Zero-Click-Lösungen, bei denen Geräte, ohne weiteres Zutun der Nutzenden infiziert werden können.
Außerdem sind Phishingangriffe auch relativ schwierig zurück zu verfolgen. Fliegt das Phishing auf, bleibt trotzdem meist unklar, von wem der Angriff stammt, was eine ziemlich sichere Angriffsposition ermöglicht. Bei einer heimlichen Wohnraumverwanzung aufzufliegen ist deutlich riskanter und alarmiert die Betroffenen. Phishing hingegen landet bei uns allen ständig im Postfach und weckt kaum Misstrauen.
Hier ist ein Beispiel für, durch geschickte Wahl von Unicodezeichen, gefälschte Links. Erkennst du einen Unterschied in den Links? Welcher Link führt auf welche Seite?
Ausnahmsweise, nur zum Lernen, kannst du jetzt auf die beiden Links klicken, um zu sehen was passiert. Hat deine Vermutung gestimmt?
Der 1. Link führt nicht auf codeberg.org sondern auf esc-it.org. Durch das @ wird der Teil davor als Nutzername verwendet. Eigentlich sollte das nicht funktionieren wenn vor dem @ ein / ist, aber im 1. Link sind Unicode Zeichen, die kein “normales” Slash sind.
Manche Browser zeigen bei dem falschen Link sogar eine Warnung an, wie hier in Firefox und dessen Fork Librewolf:
Chromium zeigt beispielsweise keine solche Warnung.
Auffällig an den Links ist, dass am Ende eine Domain steht (…@<esc-it.org>). Aber auch das ist kein eindeutiges Zeichen für Fakes und wird mit immer neuen Top-Level-Domains zunehmend schwer zu erkennen. Hier ein Beispiel mit einer “.zip”-Endung, sodass es sowohl eine .zip-Datei als auch eine .zip-Domain sein könnte:
Achtung: Der erste Link führt auf eine Domain (1312.zip), die nicht uns gehört. Das heißt wir wissen nicht was darauf geschieht. Daher besucht diesen Link bitte nicht einfach, wenn ich nicht genau wisst, was ihr tut.
- https:∕∕codeberg.org∕esc-it∕esc-it.org∕releases∕tag∕@v1312.zip
- https://codeberg.org/esc-it/esc-it.org/releases/tag/v1312.zip
Auch hier führt der erste Link nicht auf eine Zip-Datei auf codeberg.org, der zweite Link aber schon. Hier erscheint auch keine Warnung, weil es die Domain bisher nicht gibt.
- Klickt nicht auf komische Links
- Hinterfragt den Ursprung des Links. Kann das sein, dass mir diese “Adresse” genau diesen Link schickt.
- Geht auf Nummer sicher und sucht die Seite über verifizierbare Wege. Speichert originale Links in euren Passwortmanagern, in Lesezeichen im Browser oder nutzt Suchmaschinen.
- Tippt die Links im Zweifel von Hand ab.
- Das hilft aber nichts, wenn der Link per se ein Fake ist. [systeml1.org] wird Euch so oder so auf die falsche Fährte führen. Hierbei wieder der Verweis auf den Punkt oben drüber um die korrekte URL festzustellen.
Massenüberwachung
Chatkontrolle
Heiß diskutiert in 2023. Stand Okt. 2023 ist auch dieser Form der anlasslosen Massenüberwachung eine Absage erteilt worden. Vom Tisch ist aber auch dieses Thema nicht, da es höchstwarscheineich zu einem der großen Themen im EU-Wahlkampf Mitte 2024 wird.
Vorratsdatenspeicherung
- anlasslose, präventive Speicherung sämtlicher Verkehrsdaten (keine Inhalte)
- EUGH-Urteil (Sep. 2022): rechtswidrig
Quick-Freez
- BKA fordert “Quick-Freez”
- “einfrieren” von Verkehrsdaten nach richterlichem Beschluss (einen Monat lang)
- bisher politisch noch nicht umgesetzt
Telekommunikationsüberwachung / TKÜ
Überwachung von Verkehrsdaten
Das ist meistens gemeint, wenn allgemein von TKÜ gesprochen wird. Hier zwingen die Behörden die Serviceanbieter dazu, eure Anschlüsse explizit zu überwachen und den Behörden sämtliche mitgeschnittenen Verkehrsdaten zu kommen zu lassen. Dafür ist ein richterlicher Beschluss notwendig.
Das ist möglich, weil normale Telefonverbindungen, also: Festnetz, Sprachanrufe, SMS und (last but still not missing) Mailboxgespräche lediglich transportverschlüsselt sind.
Transportverschlüsselung
Bei der Transportverschlüsselung wird quasi jedem Teilnehmer in der Kette der gesamten Übertragung einer Nachricht das Recht gegeben die Nachricht zu öffnen und zu lesen.
Schreibt ihr beispielsweise eine normale Email, so geht die Email zunächst transportveschlüsselt an den Mailserver. Dazwischen kann niemand mitlesen. Der Mailserver jedoch kann die Mail öffnen und scannen. Das tun sie in der Regel auch, denn woher sollten eure Mailanbieter wissen was in den Spamordner gehört. Jetzt schickt euer Mailserver die Mail, wieder transportverschlüsselt, an den Mailserver des Empfängers der Mail. Auch dieser kann die Mail auspacken und scannen. Daraufhin schickt dieser Mailserver die Mail abermals transportverschlüsselt an den Empfänger.
Und so funktioniert das im Grunde auch mit Sprachanrufen und SMS.
Hieraus ist ersichtlich, das die Mailanbieter/Mobilfunkanbieter, die ja immer die Berechtigung haben euren Verkehr mitzulesen, der optimale Angriffspunkt für die Behörden sind. Dort können sie (mit richterlichem Beschluss) anklopfen und euren gesamten Datenverkehr verlangen.
Deshalb ist es so wichtig Ende-zu-Ende Verschlüsselung zu benutzen!
Hier findest du eine detaillierte Erklärung zu dieser Statistik.
Shoulder Surfing
Shoulder Surfing meint, wenn dir jemand heimlich über die Schulter schaut, um zu sehen, was du so auf deinem Handy, Laptop, Din A4 Block oder was auch immer tust bzw. tippst.
Besonders beim Passwörter eintippen gilt besondere Vorsicht!
Denn das bester Passwort hilft natürlich nichts, wenn es den Behörden in die Hände fällt.
Zu aller erst sei hier auf die immer mehr werdende Videoüberwachung hingewiesen. Gib keine Passwörter unter Kameras ein!
Wenn du selber schonmal versucht hast shoulder zu surfen, wird dir aufgefallen sein, dass es Orte und Situationen gibt, die dafür besonders gut geeignet sind.
In vollen Hörsälen beispielsweise kriegt man die Bildschirme und Tastaturen von mindestens 3 seiner Vorderpersonen praktisch vor die Nase gehalten.
Auch in öffentlichen Verkehrsmitteln sind besonders jene Sitze geeignet, die sich nicht direkt hinter der Zielperson, sondern schräg dahinter befinden. Ist der Bus extrem voll, fällt es noch nichtmal auf, wenn eine Person geradezu über deinem Handy hängt, während du tippst.
In solchen Situationen ist es wichtig sich wie im ehrlichen Thread-Modelling genau zu überlegen:
- besteht diese potentielle Gefahr wirklich, oder ist das übertrieben?
- ist es das Risiko wert, trotzdem mein Passwort einzutippen, oder kann ich warten/einen besseren Ort finden?
Staatstrojaner
Quellen-TKÜ
Die Quellen-TKÜ ist quasi eine Online-Durchsuchung “light”. Dabei wird zwar die selbe Software wie bei der Online-Durchsuchung eingesetzt, allerdings soll hier nur der live ein- und ausgehende Datenverkehr mitgeschnitten werden. Das Durchforsten von gespeicherten Inhalten ist hierbei nicht erlaubt und angeblich bei eingesetzter Software - durch entsprechende Modifikationen - auch nicht möglich.
Entstanden ist dieses Konstrukt, weil Online-Durchsuchungen einen sehr extremen Eingriff in die Privatsphäre sind, werden sie manchmal von Richter*innen auf Grund von “Unverhältnissmäßigkeit” nicht genehmigt. E2E-Verschlüsselung verhindert aber eine effektive TKÜ bei Serviceanbietern. Also wird diese “abgespeckte” Schadsoftware eingesetzt, da sie eher richterlich genehmigt wird. So können sämtliche Up- und Downloads (hier sind auch Chat-Nachrichten mit gemeint) jeweils vor der Verschlüsselung, oder nach der Entschlüsselung, auf den Endgeräten mitgelesen werden.
Hier findet ihr mehr Details zu der Statistik der Quellen-TKÜ
Online-Durchsuchung
Wenn von Staatstrojanern die Rede ist, dann ist meist die Online-Durchsuchung gemeint. Hierbei werden betroffene Geräte mit Schadsoftware infiziert, sodass die Angreifer (i.d.R. Cops) vollen Zugriff auf das Gerät haben. Das bedeutet sie können sowohl live mitverfolgen was gerade auf dem Gerät gemacht wird, Kameras und Mikro’s anschalten, Standorte abrufen, als auch gespeicherte Inhalte wie Nachrichten, Bilder, Kontakte, Kalender, Notizen einsehen und ausleiten.
Die Vorteile davon liegen auf der Hand. Betroffene bemerken die Maßnahmen überhaupt nicht. Geräte müssen eventuell noch nicht einmal beschlagnahmt werden und Festplattenverschlüsselung wird somit “nutzlos” gemacht.
Hier findet ihr mehr Details zu den obigen beiden Statistiken zur Onlinedurchsuchung
Es ist daher mit Blick auf Online-Durchsuchung und Quellen-TKÜ zu beachten, dass die eingesetzten Softwares aus unterschiedlichen Quellen stammen. Der berühmte Staatstrojaner Pegasus der NSO-Group, oder Predator von Intellexa erfordern extrem teure Lizenzkosten.
Aus von der New York Times geleakten Predator Files ist beispielsweise zu erkennen, dass eine Lizenz zum Infizieren von 20 iOS oder Android Geräten, mit 12 monatiger Garantie, 13,6 Mio € (Euro) kosten soll. Die zu Verfügung gestellte Schadsoftware ist dabei “nur” eine 1-click-solution, bei der die Zielpersonen noch selber auf irgendeinen Link klicken müssen.
Einen Reboot von infizierten iPhones überlebt der Trojaner nicht, dafür müssen nochmal 2,4 Mio € gezahlt werden. Für Sim-Karten aus anderen Ländern, als dem agierenden, müssen 3,5 Mio € extra fließen.
Hier lässt sich also feststellen, dass eine solche Lösung sehr teuer ist. Allerdings haben deutsche (und andere) Behörden auch schon eigene Staatstrojaner gebaut, von denen aber zumindest bisher nicht bekannt wurde, dass sie remote infizieren können, sondern über Hardwarezugriff verfügen müssen.
Daher sollten Geräte auch physisch geschützt werden, denn die Behörden dürfen unter Umständen, wie bei der Wohnraumüberwachung auch, in eure Wohnung einbrechen und auf eurer Hardware heimlich Schadsoftware installieren. Um dem vorzubeugen ist es ratsam, Teile die zum Öffnen der Hardware bewegt werden müssen, so zu bearbeiten, dass ihr einen solchen Zugriff sofort bemerkt.
Quellen-TKÜ+
Die Quellen-TKÜ+ stellt lediglich weiteres ein juristisches Konstrukt dar, auf das wir aber hier nicht eingehen wollen, da es bei einem Staatstrojaner bleibt. Falls ihr mehr darüber lesen wollt, gibt es dazu eine Stellungnahme des CCC.
Zitat aus der Stellungnahme des CCC
Die nur rechtlich definierte Trennung zwischen den „Payloads“ der heimlichen Schadsoftware, die nunmehr drei Trojaner-Varianten („Quellen-TKÜ“, „Quellen-TKÜ+“ und „Online-Durchsuchung“) hervorgebracht hat, ist technisch nicht begründbar [...]Durch die oben skizzierten Infektionswege und den zwingend damit einhergehenden tiefen Veränderungen in den Sicherheitsmechanismen der angegriffenen Systeme wird deutlich, dass eine technische Abgrenzung zwischen dem Staatstrojaner zur Festplatten-Durchsuchung („Online- Durchsuchung“) und dem Trojaner zum Abhören der laufenden Kommunikation („Quellen-TKÜ“) sowie der mittlerweile dritten Trojaner- Variante („Quellen-TKÜ+“ oder „Kleine Online-Durchsuchung“), die auch gespeicherte Inhalte und Umstände der Kommunikation erfassen darf, in der Praxis bei ehrlicher Betrachtung weder zuverlässig zu gewährleisten noch überhaupt klar zu umreißen ist. Die „technischen Vorkehrungen“, die alle drei Staatstrojaner-Varianten unterscheiden sollen, könnte man zwar zu implementieren versuchen, allerdings scheitert offenbar das BKA seit mehr als einem Jahrzehnt daran, Trojaner-Varianten zu entwickeln oder zu kaufen, die alle grundrechtlich gebotenen Vorgaben sicher erfüllen.
Letztlich bleibt die Unterscheidung aller drei Trojaner-Varianten eine juristische und zudem theoretische, die mit den Realitäten der Trojaner- Branche und mit den technischen Notwendigkeiten beim erfolgreichen Infizieren eines informationstechnischen Geräts nicht zusammengehen.
Hierzu gab es auch einen früheren Fall, bei dem der CCC 2011 einen Staatstrojaner zerlegt hat und dabei zeigte, dass dieser natürlich technisch alles mit dem System machen konnte. Daraufhin, hat das Bundesverfassungsgericht das Gesetz 2016 auch für teilweise Verfassungswidrig erklärt.
Öffentliche “Ladegeräte”
Öffentliche “Ladegeräte” finden sich beispielsweise in öffentlichen Verkehrsmitteln, Cafés, Bibliotheken, Flughäfen, Einkaufshäusern und co.
Unterschieden werden sollen hier natürlich zwischen einfache Steckdosen und USB-Ladebuchsen.
Das Schlimmste, was bei normalen Steckdosen passieren kann ist, dass dir dein eigenes Ladegerät kaputt geht. Abgesehen davon ist ja dein eigenes Ladegerät eh nur zum Aufladen gut und kann daher auch nicht wirklich mehr.
Bei USB-Ladebuchsen sieht es schon ein bisschen anders aus. Seit Jahren häufen sich Fälle von manipulierten Ladebuchsen, hinter denen sich nicht nur eine Spannungsquelle, sondern gleich ganze Mikroprozessoren verbergen, die versuchen auf das angeschlossene Gerät zuzugreifen. Dabei könnte Malware installiert werden, auf den Speicher zugegriffen werden und so weiter.
Netterweise sind mittlerweile sämtliche (mobilen) Betriebssysteme mit Schutzvorkehrungen ausgestattet und fragen die Nutzenden, ob dem angeschlossene “Gerät” Zugriff auf das Handy gegeben werden soll. Allein diese Frage sollte uns schon misstrauisch machen, denn:
eine einfache USB-Buchse mit der klassischen 5V Spannungsversorgung wird von keinem Handy als “Gerät” erkannt, dem irgendwelche Rechte gegeben werden sollten!
Weiter kann dem vorgebeugt werden, wenn zum Aufladen nur USB-Kabel ohne “data lines” verwendet werden. Das sind solche Kabel mit denen keine Daten übertragen werden können. Das kann man in der Regel einfach am eigenen Rechner mal ausprobieren. Wenn mit dem USB Kabel nicht auf das Handy zugegriffen werden kann, dann hat dieses USB Kabel sehr wahrscheinlich nur 2 Drähte: Plus und Minus. Darüber können dann keine Daten übertragen werden.
Besonders bei USB Ladebuchsen sei vor manipulierten Spannungsversorgungen gewarnt!
Anders als bei manipulierten Steckdosen, an denen ja noch euer eigenes Ladegerät steckt, kann hier eine manipulierte Spannungsversorgung das Gerät sehr direkt ernsthaft beschädigen.
Daher empfiehlt es sich diese Buchsen wo es auch geht zu meiden.
Falls sie doch einmal benutzt werden müssen, am besten:
- nur mit zwei-adrigen USB Kabeln benutzen
- Buchsen benutzen, bei denen ihr gesehen habt, dass schon vorher jemand ein Handy geladen hat, ohne es danach schreien von sich zu werfen.
Datenhygiene
Egal ob bei TKÜ, digitaler Forensik oder Hausdurchsuchungen: Es geht immer um Daten, aus denen euch potentiell ein Strick gedreht werden soll. Deshalb gehört es dazu, sich die Frage, welche Daten wirklich notwendig sind, regelmäßig zu stellen.
Natürlich bereitet das ein bisschen mehr Aufwand, Daten tatsächlich zu vernichten und erfordert vor allem Disziplin.
- Brauchen wir für dieses Treffen ein Protokoll?
- Muss das Handy mit auf die Aktion?/Habe ich vor das Handy für irgendwas zu benutzen?
- Muss ich Freund*innen schreiben, welche coole Aktion ich gerade gemacht habe?
- Selbstdarstellung ist schon vielen zum Verhängnis geworden
- Wenn alle beim Treffen waren, braucht es für manches vielleicht kein Protokoll
Wenn es keine Daten gibt, kommt auch niemand dran. Allerdings kann die Einschätzung einiger weniger, dass die Recherche-Unterlagen jetzt veraltet sind und vernichtet werden können, ein paar Jahre später schwer bereut werden. Der berühmte Aktenordner unter dem Bett wäre aber vielleicht zu riskant gewesen. Wie also Daten sicher aufbewahren? Auf Papier auf jeden Fall nur in den wenigsten Fällen!
Was aber, wenn “euch selbst belastendes Material” entstanden ist? Weg mit dem Mist. Den meisten dürfte jedoch bekannt sein, dass das einfache Löschen von Dateien keineswegs heißt, dass Daten unwiderruflich verschwunden sind. Noch nicht einmal wenn Windows euch warnt, dass mit dem leeren des Papierkorbs aber nun wirklich alles für immer in einem schwarzen Loch verschwindet.
Daten sicher löschen
Um zu veranschaulichen was passiert, wenn Dateien “normal” gelöscht werden gibt es eine Metapher:
Das folgende Szenario gilt aus technischer Perspektive nur bedingt für gängige Arten von Speichern, bspw. für klassische HDD-Festplatten! Bei Flashspeichern wie bspw. SD-Karten, USB Sticks oder SSD’s gibt es noch zusätzliche Dinge zu beachten. Mehr dazu unter “Besonderheiten” weiter unten.
Anna & Arthur’s WG
Anna & Arthur wohnen in einer WG. Ihre Namen und Adresse stehen im Adressbuch (anders als beim Telefonbuch ist hier alles nach Adresse geordnet).
Die Wohnung ist das Speichermedium/Datenträger (Festplatte, USB Stick, SD-Karte, etc) und Anna & Arthur sind die Daten auf dem Datenträger. Das Adressbuch ist die Adressverwaltung des Datenträgers.
Wollt ihr euch nun Arthur auf eurem Bildschirm anzeigen lassen, gebt ihr dem PC die Adresse von Arthur. Dieser geht für euch zu besagter Adresse, holt Arthur aus seiner Wohnung und präsentiert ihn auf dem Bildschirm.
Soweit der Normalbetrieb, wenn Daten im Speicher liegen und benutzt werden.
Leider ist Arthur aber bei der letzten Aktion der Schlauchschal unter die Nase gerutscht, er wurde erkannt und muss nun schnell weg. -> Daten müssen gelöscht werden.
Klickt ihr nun auf “löschen” wandert diese Datei in den Papierkorb. Im Papierkorb ist gar nichts gelöscht; seht das einfach als einen “Noch zu löschende Dateien”-Ordner.
Also leert ihr auch den Papierkorb. Was ist nun passiert? Ist Arthur verschwunden?
Nein, ihr habt lediglich Arthurs Namen aus dem Adressbuch gelöscht. Arthur selbst sitzt noch immer auf seiner Couch und wartet, dass etwas passiert. -> Die Daten liegen physisch noch immer auf dem Datenträger. Sie sind bloß nicht mehr im Adressverzeichnis des Speichers indexiert.
Schauen die Cops nun ins Adressbuch, werden sie Arthurs Namen nicht mehr finden. Doch wenn sie einfach Straße für Straße, Haustür für Haustür absuchen, stoßen sie irgendwann auf Anna & Arthurs WG, in der Arthur immer noch sitzt.
Das führt uns zum Überschreiben mit zufälligen Bits: Anna & Arthur brauchen random Nachmieter*innen. Denn wenn ihre Genoss*innen einziehen, oder eben alles nur mit Nullen überschrieben wird, könnte das Spuren hinterlassen.
Zusammengefasst: Daten sind erst richtig gelöscht, wenn die Adressen im Speicher, auf dem sie lagen, durch andere zufällige Daten überschrieben wurden. Dieser Vorgang ist jedoch in keinem gängigen Betriebssystem (egal ob PC oder Handy) Standard, denn diese löschen nur die Adresseinträge zu den Dateien. Das erfordert also extra Aktionen.
Besonderheiten
- Adressierung: Bei Flashspeichern wie SD-Karten, USB Sticks oder SSDs weiß das Betriebssystem nicht genau, auf welchen exakten Bits die Daten eigentlich liegen. Eine eindeutige Verbindung zwischen physischen Bits und von außen adressierbaren Sektoradressen existiert so nicht. Deshalb können diese Bits auch nicht einfach überschrieben werden, weil gar nicht klar ist, welche denn überschrieben werden sollen.
- Overprovisioning: Noch dazu blockieren diese Arten von Speicher bestimmte Adressblöcke vor externem Schreibzugriff, sogenannte “Reserveblöcke”. Dieses Overprovisioning hat drei Hauptfunktionen: Fehlerkorrektur, Optimierung von Schreibgeschwindigkeit und schont die Lebensdauer des Speichermediums.
- Fehlerkorrektur: Wenn einzelne Speicherzellen fehlerhaft werden (zum bsp. durch Verschleiß), kann der Controller auf diese Reserve zurückgreifen, um zu vermeiden, dass die Daten “kaputt” abgelegt werden.
- Schreibgeschwindigkeit: Da die Reserveblöcke bereits “leer” zur Verfügung stehen, müssen nicht immer erst Zellen gelöscht werden, um sie neu zu beschreiben. Der Controller kann so direkt auf leere Zellen zurückgreifen und sie sofort beschreiben.
- Lebensdauer: Overprovisioning vermeidet durch Rotieren der Daten auf den Speicherzellen, dass einzelne Zellen über eine sehr lange Zeit im immer gleichen Zustand bleiben. Das führt klassischerweise dazu, dass diese Zellen bezüglich ihres “an”- und “aus”-Zustandes asymmetrisch werden. Sie tendieren also eher in die eine, oder die andere Richtung zu kippen. Bei Schreibvorgängen kommt es dann zu Fehlern, weil einem Transistor, der bspw. über Jahre “an” war, nun mit einem extrem kurzen Impuls gesagt wird, dass er nun mal “aus” werden soll. Das passiert aber eventuell nicht, weil er sich schon so lange an “an” gewöhnt hat.
Deshalb reicht es hier nicht aus, mit gängigen Methoden Speicherzellen mit random Bits zu überschreiben. Damit bleiben die Reserveblöcke unangetastet, aus denen aber im Zweifel alte Daten rekonstruiert werden können. Die ATA Spezifikation bietet dafür zwei Befehle: SECURITY ERASE UNIT
und ENHANCED SECURITY ERASE UNIT
. Ersteres überschreibt nur mit Nullen, zweiteres mit random Bytes. Werden diese Befehle auf eine SSD angewandt, werden auch besagte Reserveblöcke überschrieben. Sowohl unter Linux als auch unter Windows finden sich dafür Kommandozeilen-Tools, die jedoch etwas hacky sein können.
Die meisten SSD Hersteller wie Samsung, Kingston, Western Digital und Co. liefern extra dafür eigene Tools mit, derer sich bedient werden kann.
Diese Tools machen im Prinzip nichts anderes als diese Befehle auf SSDs mit ihrer eigenen (proprietären) Firmware anzuwenden.
Verschlüsselte Daten löschen
Eine effizientere Methode ist die Verschlüsselung. Das folgende gilt für sowohl für rotierende Platten (HDDs) als auch für SSDs:
Wird der Datenträger verschlüsselt, wird ein Key generiert, der im Header (~Kopfzeile) des Speichers abgelegt wird. Dabei werdet ihr aufgefordert ein Passwort für die Verschlüsselung festzulegen. Mit diesem Passwort wiederum wird der im Header liegende Key verschlüsselt - nicht die Daten selbst.
Jede Datenlese- oder Schreiboperation der Daten wird symmetrisch mit dem Key ent-, oder verschlüsselt.
Die Bit-Zustände auf dem physischen Datenträger können auf Grund der mathematischen Eigenschaften moderner Verschlüsselungsalgorithmen nicht von random Bits unterschieden werden. Ein verschlüsselter Datenträger sieht also forensisch genau so aus wie ein zufällig beschriebener.
Um diese Daten nun wieder sicher zu löschen, muss daher nur der Key im Header des Datenträgers gelöscht und überschrieben werden. Das spart nicht nur enorm viel Zeit (dauert nur ein paar Minuten), das schont auch die Lebensdauer des Datenträgers. Ein vollständiges Überschreiben von einer 1TB HDD kann gut und gerne mal mehr als 5 Stunden dauern.
Detailliertere Infos findet ihr beispielsweise hier.
- Daten auf unverschlüsseltem Datenträger: gelöschte Daten lassen Spuren zurück, die wiederhergestellt werden können. Deshalb müssen Daten beim Löschen mit zufälligen (random) Bits überschrieben werden (am besten mehrfach).
- Daten auf verschlüsseltem Datenträger: Diese sind höchstens durch den Key in ihrem Header entschlüsselbar. Dieser Key ist mit einem Passwort gesichert. Wird nur dieser Key gelöscht und überschrieben, können Daten nicht mehr hergestellt werden.
Passwort Sicherheit
Wovor schützen gute Passwörter ? Und wovor nicht ?
Prinzipiell sind gute Passwörter natürlich unvermeidbar. Was ein gutes Passwort ist, behandeln wir weiter unten. Es soll aber schon darauf hingewiesen sein: Passwörter hindern Behörden fast nie davor, in ungesicherte Social-Media Accounts wie Instagram, Twitter, Reddit, Tiktok und so weiter, hinein zu kommen. Dafür reicht ihnen ein richterlicher Beschluss, denn dort liegen eure Daten unverschlüsselt und deshalb brauchen sie dafür euer Passwort nicht.
- Passwörter nicht wiederverwenden
- Starke Passwörter verwenden
- Einen Passwort Manager benutzen
- 2-Faktor-Authentifizierung
Passwortmanager
Ein Passwortmanager speichert alle Passwörter in einer, mit einem Hauptpasswort, verschlüsselten Datenbank. Dadurch liegen eure Passwörter nicht einfach in Klartext auf eurem System und ihr müsst sie euch nicht alle selbst merken.
Da ihr euch Passwörter nicht mehr selbst merken müsst, ist es kein Problem und auch empfohlen, dass ihr für jeden Account ein eigenes, starkes Passwort generiert, was mit dem Passwortmanager selbst sehr einfach zu machen ist.
Der Passwortmanager speichert dann auch die Zuordnung zu Webseiten & Apps, für die ihr das jeweilige Passwort generiert habt. Das erschwert so auch Phishing, weil das Passwort auf einer falschen URL nicht als Vorschlag angezeigt wird.
Wie oben schon erwähnt ist der Passwortmanager selbst durch ein starkes Hauptpasswort, und/oder andere Faktoren geschützt (s. unten 2-Faktor-Authentifizierung). Dies ist damit das einzige Passwort, das ihr euch wirklich merken müsst und kann dementsprechend auch etwas komplexer sein, denn es gilt: lieber ein starkes Passwort merken, als viele unsichere (und wahrscheinlich sehr ähnliche) Passwörter.
Starke Passwörter
Okay, aber zumindest ein starkes Passwort für den Passwortmanager braucht ihr ja trotzdem…
Wie du ein starkes Passwort mithilfe von Diceware einfach erstellen kannst erklären wir dir übrigens hier.
Wann ist ein Passwort denn stark? Eine Wichtige Grundvoraussetzung ist, dass das Passwort zufällig generiert ist. Alles was du dir ausdenkst, egal wie clever dein System sein mag, ist als unsicher zu betrachten. Deine Passwörter sollten also zufällig generiert sein. Eine Möglichkeit dazu ist ein Passwortmanager, eine weitere ist Diceware zeigen wir weiter unten.
Um zu klären wie ein sicheres Passwort aussehen muss, wenn es zufällig generiert wurde, schauen wir uns an wie lange es dauert ein Passwort zu cracken.
Zeit zum cracken eines Passworts
Tatsächlich kommt es sehr auf die genauen Umstände an. Die Berechnungen hier nehmen ein konkretes Szenario an. Das hier gezeigte Szenario geht von relativ guten Konditionen für die Angreifer aus. Das heißt, in der Praxis dauert es eher noch länger.
Technische Details
Wir gehen von einem MD5 gehashten Passwort aus und davon, dass die Angreifer die Hardware zur Verfügung haben die für das Training von ChatGPT verwendet wurde: 10000 NVIDIA A100 GPUs.
Kaufpreis: ca. 9000€ pro Stück für die günstigere Variante mit 40GB Speicher. Insgesamt also 90 Mio. Euro. Auch zur Miete ist diese Masse an Hardware auf Dauer nicht günstiger. Weitere details zum Szenario gibt es bei hive-systems welche die Berechnungen durchgeführt haben.
Zudem ist bei den Zeiten zu bedenken, dass diese für ein Passwort von einer Person sind. Die komplette Hardware ist damit beschäftigt, es kann währenddessen kein anderes Passwort gecrackt werden.
Wichtige Voraussetzung: Das Passwort muss zufällig generiert worden sein! Das heißt hier geht es um reines Character-Bruteforcing, also ohne auf die Zielperson optimierte Wortlisten.
Zeit zum cracken einer Passphrase
Ein zufälliges, ausreichend langes Passwort aus Buchstaben, Zahlen und Sonderzeichen ist jedoch für Menschen schwer zu merken. Deshalb empfehlen wir für die Passwörter die ihr euch merken müsst, beispielsweise das für für den Passwortmanager, Passphrasen zu verwenden. Diese bestehen aus Wörtern statt aus einzelnen Buchstaben. Damit können Menschen deutlich besser umgehen, sie sind aber nicht weniger sicher Passwörter. Siehe auch: xkcd 936
Technische Details
In der Informationstheorie muss zur Bewertung der Sicherheit immer angenommen werden, dass der Angreifer weiß nach welchem Verfahren wir das Passwort gebildet haben. Daher verwendet der Angreifer hier eine Wordlist-Attack. Ansonsten bleibt alles gleich.
Diceware: Das Erstellen zufälliger Passphrasen kann, wie schon erwähnt, mit Passwortmanagern geschehen, oder ganz analog mit Würfeln und einer möglichst großen Wortliste.
Die Passphrase muss zufällig generiert worden sein. Beispielsweise mit Würfeln und Wortliste (Diceware), oder der jeweiligen Funktion des Passwortmanagers.
2-Faktor Authentifizierung
2FA sorgt dafür, dass das bloße eingeben eines Passworts, nicht als vollständige Autorisierung genügt, da davon ausgegangen wird, das Passwörter eventuell korrumpiert sind. Deshalb wird eine zweite Instanz zur vollständigen Autorisierung angefordert. Das kann auf verschiedenen Kategorien beruhen:
- Wissen: Der alte Klassiker in Form eines Passworts oder Sicherheitsfragen wie “Wie lautet ihr Geburtsort?”
- Besitz: Ihr benötigt ein spezielles Ding, dass euch entweder eine Nummer anzeigt, oder was per USB in den Rechner gesteckt werden muss. Besitzt der/die Angreifer*in dieses “Ding” nicht, erfolgt auch keine Autorisierung. (Hardware-Token, 2FA-Apps, SMS)
- Sein: Einzigartige biometrische Eigenschaften müssen verifiziert werden. (Biometrie)
Im Folgenden werden verschiedene Technologien aufgelistet, die für 2-Faktor Authentifizierung (2FA), aber auch als einfache 1-Faktor-Authentifizierung, genutzt werden können:
- Hardware-Token mit USB: Sie sehen aus wie normale USB-Sicks. Soll ein damit konfigurierter Service/Festplatte o.ä. entsperrt werden, muss auch dieser Stick in das genutzte Gerät gesteckt werden. Oftmals sind diese Token wiederum mit einem PIN geschützt, sodass es nicht reicht diesen zu klauen. Die PIN-Eingabe ist dabei oftmals auf x versuche limitiert. Da dies alles auf Hardware-Ebene umgesetzt und geschützt wird, ist es eine relativ sichere Möglichkeit der Authentifizierung. Der relevante Standards für Securitytoken dieser Art heißt FIDO2, der alte Standard U2F.
- Hardware-Token mit Screen: Diese USB-Stick großen Geräte haben einen kleinen Bildschirm, auf ein x-stelliger Code angezeigt wird (meist 4-6 stellig). Sie können mit bestimmten services verknüpft werden. Diese Services verlangen dann bei jeder Anmeldung (neben dem Passwort) auch den code, der gerade in diesem Moment auf dem Token angezeigt wird. Die Standard für Token dieser Art sind nicht Open-Source, weshalb wir dazu raten diese nicht zu verwenden.
- TOTP (2FA) Apps: Diese Apps können ebenfalls mit verschiedenen Services verknüpft werden und generieren dann für jeden Service jeweils alternierende Security-Codes.
- Biometrie: Schon lange berühmt in Hollywood. Soll der entsprechende Service entsperrt werden, fordert er eine Biometrische Verifizierung der Nutzenden (Fingerabdruck, Gesichtserkennung, Iris-Scan, Handabdruck, Stimmerkennung etc)
- SMS: Die wohl bekannteste Methode sind 2FA SMS. Zur Verifizierung der Identität der Nutzenden sendet der jeweilige Service eine SMS an die mit dem Account registrierte Telefonnummer. Da das Mobilfunknetz nicht als sicher zu betrachten ist, raten wir hiervon ab.
Biometrie
Biometrie wie Fingerabdrücke oder Gesichtserkennung sind nachweislich fälschbar. Wie einfach das geht hat Starbug vom CCC, bereits für Fingerabdruck-, Gesichts-, Iris- und Venenerkennung gezeigt.
Abgesehen davon können Behörden oder Cops euch zwingen Dinge mit Biometrie zu entsperren. Zur Herausgabe von Passwörtern dürfen sie das nicht.
Der wichtigste Punkt hierbei ist aber wohl, das ihr eure biometrischen Merkmal nie wieder ändern könnt. Ein korrumpiertes Passwort kann zurück gesetzt werden. Ein Fingerabdruck, oder das Gesicht jedoch nicht.
Kommunikationsverschlüsselung
Die Verschlüsselung jeglicher Kommunikation spielt in unseren Anwendungsfällen eine essentielle Rolle. In diesem Artikel wollen wir erklären, was mit Kommunikationsverschlüsselung gemeint ist, welche Arten es davon gibt und welche Vor- bzw. Nachteile sie haben.
Wir unterscheiden hier zwischen Transportverschlüsselung und Ende-zu-Ende-Verschlüsselung (E2EE: End-To-End-Encryption). Vorwegnehmend lässt sich schonmal sagen, dass Transportverschlüsselung nice-to-have ist, für uns aber in keiner Weise ausreicht und wir deshalb immer E2EE wollen.
Transportverschlüsselung
Transportverschlüsselung wird allgemein mit SSL bzw. TLS realisiert. Das kennt ihr zum Beispiel aus eurem Browser, wenn neben der URL ein Vorhängeschloss erscheint und vor der URI https
steht. Kommt das nicht zum Einsatz, steht dor nur http
(und meistens erscheint eine Warnung, dass die Verbindung nicht gesichert ist).
Um die Transportverschlüsselung zu erklären, nutzen wir unten stehende Grafik. Anna will Arthur eine Nachricht übermitteln, bspw. per Email. Das Beispiel funktioniert auch mit anderen Diensten ohne E2EE, wie: Telegram, Discord, oder Chats in Spielen. Dabei gäbe es aber nur einen anstatt zwei Servern.
Hier also das Beispiel mit Email.
Anna hat eine Email-Adresse bei dem gelben Server, hier systemli.org
. Ihre Mail lautet also anna@systemli.org
Arthur hat eine Email-Adresse beim roten Server, hier riseup.net
. Seine Mail lautet also arthur@riseup.net
Weil wir ja von Transportverschlüsselung reden, benutzen beide keine E2EE. Das heißt, weder hat Anna einen PGP-Key von Arthur, noch anders herum!
Die Schlüssel und Schlösser symbolisieren sogenannte Zertifikate (Vorhängeschlösser). Jeder Server hat sein eigenes Zertifikat, mit dem die Kommunikation mit ihm verschlüsselt (also eingeschlossen) werden kann. Nur der Server im Besitz des Zertifikats, hat auch den zugehörigen Schlüssel.
Wenn Anna jetzt eine Mail schreiben will, holt sie sich das Zertifikat von Systemli (gelbes Schloss) und verschlüsselt damit ihre Mail. Völlig unabhängig davon, an wen die Mail am Ende gehen wird! Arthurs Empfangsadresse steht dann draußen auf dem Umschlag, wie bei normaler Post auch. Diese Mail (gelber, verschlossener Umschlag mit Schloss) geht dann zum Systemli-Mailserver (gelber Kasten).
Der Systemli-Mailserver schließt nun, die mit seinem eigenen Zertifikat verschlüsselte Mail auf und scant sie z.B. nach Spam. Vor allem schaut er sich die Empfangsadresse auf dem Umschlag an: arthur@riseup.net
. An der Stelle hinter dem @
erkennt der Server, an welchen Mailserver er diese Mail nun weiterleiten muss: riseup.net
(roter Kasten). Also geht er kurz rüber zu Riseup, schnappt sich eine Kopie des ihres Zertifikats und verschlüsselt damit Annas Email wieder und schickt sie so (roter, verschlossener Umschlag mit Schloss) an den Riseup-Mailserver.
Ab hier wiederholt sich dieser Vorgang so lange, bis die Mail Arthur erreicht. Der Riseup-Server packt die Mail aus und wieder ein und schickt sie schließlich an Arthur.
Problem
Hier der Verweis auf die Bedrohung Verkehrsdatenüberwachung/TKÜ.
Das Problem hierbei ist offensichtlich. Jede*r Teilnehmer*in in der Kommunikationskette kann die Mail einfach öffnen und lesen. Zusätzlich bleiben bei vielen Anwendungen (wie oben aufgezählt) die Nachrichten auf den (Mail)-Severn als Kopie liegen.
Ende-zu-Ende Verschlüsselung
Wenn ihr die Bedrohung durch Transportverschlüsselung verstanden habt, ergibt sich die Ende-zu-Ende-Verschlüsselung schon fast von selbst.
- & 2.) Anna besorgt sich das Schloss (public-key) von Arthur. Dieser Punkt ist sehr wichtig, beachtet dazu den Absatz [TOFU]!
3.) Anna verschlüsselt ihre Nachricht mit Arthurs public-key
4.) Die Nachricht bleibt in allen Teilschritten von 4 (a-e) verschlüsselt. Lediglich die Metadaten (bspw. Absende-/Empfangsadresse) darauf sind (an allen möglichen Stellen, also auch beim Transport!) sichtbar und werden von den Servern gelesen, um die Mail weiter zu leiten.
5.) Arthur empfängt seine Nachricht. Weil die Nachricht mit seinem Vorhängeschloss verschlüsselt wurde und er gut auf seinen Schlüssel (private-key) aufgepasst hat, kann nur er die Nachricht mit seinem Schlüssel wieder entschlüsseln.
TOFU ist böse
Trust On First Use
Schlüssel muss “out of band” verifiziert werden. Eine unverschlüsselte (also transportverschlüsselte) Mail ermöglicht das Austauschen der öffentlichen Keys.
Zu den Gefahren von Transportverschlüsselung siehe Verkehrsdatenüberwachung.
Tool’s zum löschen der Overprovisioning-Sektoren auf SSD’s
Unter Besonderheiten in der Datenhygiene habt ihr schon gesehen, dass zum sicheren Löschen von Daten auf SSD’s auch die Reserveblöcke gelöscht werden müssen, die aber für herkömmliche Software nicht zu erreichen sind.
Die meisten Hersteller liefern verschiedene Tools aus, mit denen das umgesetzt werden kann. Hier sind die gängigsten aufgelistet. Falls ihr Ergänzungen habt, schreibt uns gerne!
Passwortmanager
KeePassXC und Bitwarden sind beide Open-Source und haben Anwendungen für alle üblichen Betriebssysteme / Browser.
KeePassXC funktioniert Offline, Bitwarden online. Aber auch KeePassXC lässt sich mittels externer Dienste über mehrere Geräte synchronisieren.
Praktikable Passwortmanager für PCs:
Empfehlung aus KeePassXC docs für Handys:
- Android: keepassDX, Keepass2Android
- iOS: Strongbox, KeePassium
Die in Browser und Betriebssysteme eingebaute Passwortmanager sind nicht unbedingt zu empfehlen, da diese oftmals proprietär und überwiegend auf Komfort ausgelegt sind, was regelmäßig zu Sicherheitslücken führt. Besonders Browser sind stets im Fokus von Angreifer*innen und bieten viele Angriffsvektoren.
Note: Wir schreiben hier konsistent von KeePassXC. Es soll nicht unerwähnt bleiben, dass KeePassXC ein Fork von KeePassX, dies wiederum ein Fork von KeePass, ist. Da KeePassXC am aktivsten maintained wird, empfehlen wir hier diesen Fork.
Messenger
Um verschlüsselt zu kommunizieren, eignen sich neben verschlüsselten Mails einige Messenger. Vorteilhaft gegenüber Mails sind (gute) Messenger, weil bei ihnen Verschlüsselung und sichere Kommunikation von vornherein mit gedacht wurden. Dafür sind sie, vor allem die besseren, aber weniger verbreitet.
Kriterien, was einen guten Messenger auszeichnet, finden sich z.B. bei Digitalcourage. Für Aktivist*innen ist (je nach Threat Model) vor allem eine möglichst sichere, Daten-sparsame und anonyme Kommunikation wichtig.
Hierfür soll auf zwei in Aktivismuskreisen recht weit verbreitete Messenger, die mit Einschränkungen zu empfehlen sind, eingegangen werden: Signal und Matrix.
Signal
Signal wurde von dem Anarchisten Moxie Marlinspike entwickelt und ist eine der bekanntesten Alternativen zum Monopolisten WhatsApp.
Vorteile von Signal
- Einfache Nutzung: Signal ist simpel zu installieren und “funktioniert einfach”. Mensch kann nicht viel falsch machen, was die Sicherheit gefährden würde.
- Weite Verbreitung: 2022 hatte Signal 40 Millionen aktive Nutzer*innen. Damit liegt es zwar noch immer weit hinter den 2 Milliarden Nutzer*innen von WhatsApp, ist aber dennoch vergleichsweise weit verbreitet.
- Sichere Verschlüsselung: Signal hat ein eigens Kommunikationsprotokoll, das quell-offen ist und regelmäßig geprüft wird. Einige andere Messenger, wie WhatsApp haben das Protokoll ebenfalls übernommen, sodass sich das Protokoll durch die Nutzung von Milliarden von Menschen bewährt. Die Kommunikation in Signal ist demnach sicher Ende-zu-Ende-verschlüsselt.
- Daten-Sparsamkeit: Signal speichert möglichst wenig über die Nutzer*innen und kann demnach auch nur wenige Informationen preisgeben. Die einzigen Daten, die Signal in vergangenen Gerichtsprozessen raus geben konnte, waren das Erstellungsdatum des Accounts und das Datum, als der Account zuletzt genutzt wurde.
- Möglichkeit der automatischen Löschung: Chats können so eingestellt werden, dass sich die Nachrichten automatisch nach einer bestimmten Zeit löschen. So sind sie selbst dann sicher, wenn Cops (nach dieser Zeit) Zugriff auf das Gerät erhalten.
Nachteile von Signal
- Anonymität: Signal wurde nicht entwickelt um anonym zu sein, sondern um sichere Verschlüsselung anzubieten. Stand heute (Januar 2024) ist eine Telefonnummer notwendig, um sich zu registrieren; diese muss (rein rechtlich) auf eine real existierende Person registriert sein. Die Telefonnummer ist sichtbar für alle, mit denen mensch kommuniziert. Die konkrete Gefahr ist hier, dass entweder ein Cop in einem sensiblen Chat ist und mensch so identifiziert wird, oder dass ein Handy mit Zugriff auf sensible Chats konfisziert wird.
- Sitz in den USA: Die Signal Foundation hat ihren Sitz in den USA und kann demnach gezwungen werden, Daten an Geheimdienste weiter zu geben.
- Zentralität: Signal läuft nur über die eigene Infrastruktur (die bei Amazon, Microsoft, Google und Cloudflare liegt) und lässt sich nicht selber hosten. Somit muss mensch Signal ein Stück weit vertrauen, dass sie ihren Job gut machen. Außerdem gibt es somit eine zentrale Stelle, die angegriffen werden kann.
Matrix
Matrix ist ein Kommunikationsprotokoll (ähnlich wie Mail, bzw. genauer so was wie IMAP, eines ist). Für dieses Protokoll gibt es diverse Clients, der bekannteste ist Element. Vor allem in letzter Zeit findet Matrix mehr Verbreitung in Aktivismus- und Hackerkreisen.
Funktionsweise
Der wichtigste Unterschied von Matrix im Vergleich zu anderen Messengern, wie z.B. Signal, ist die Dezentralität, bzw. Föderation. Ähnlich wie bei Mails gibt es viele verschiedene Server (“Homeserver”) (wie z.B. matrix.org oder matrix.systemli.org). Kommuniziert ein Aktivisti mit einem Matrix-Account bei matrix.org mit einem Aktivisti mit einem Matrix-Account bei matrix.systemli.org, so müssen die (verschlüsselten) Nachrichten zwischen den beiden Servern synchronisiert werden.
Vorteile von Matrix
- Sichere Verschlüsselung: Matrix nutzt eine eigene Implementation des Signal-Protokolls. Es hat Nachteile im Vergleich zum Signal-Protokoll, ist aber dennoch ähnlich sicher.
- Dezentralität: Matrix ist föderiert und damit dezentral. Es gibt viele verschiedene Server, die miteinander kommunizieren; somit gibt es viele Stellen, die angegriffen werden müssten, um ganz Matrix lahm zu legen.
- Anonymität: Bei einigen Servern werden keine persönlichen Informationen zur Erstellung eines Accounts benötigt. Somit ist es prinzipiell möglich, Matrix anonym zu nutzen.
- Offenheit: Der Quelltext von Matrix, sowie von Element ist quelloffen und kann (und wird) regelmäßig überprüft.
Nachteile von Matrix
- Komplizierte Nutzung: Zuweilen ist es kompliziert, Matrix zu nutzen. Das Prinzip der Föderiertheit ist unintuitiv, es gibt viele sehr verschiedene Clients und vieles funktioniert nicht einfach.
- Noch nicht weit verbreitet: Menschen müssen häufig erst mal dazu überredet werden, sich einen Matrix-Account einzurichten.
- Mangelnde Daten-Sparsamkeit: Weil Matrix föderiert ist, müssen alle Daten auf allen föderierten Servern synchronisiert werden. Das bedeutet auch, dass es praktisch unmöglich ist, Daten wieder zu löschen. Auf allen Servern werden standardmäßig für immer die Matrix ID persönliche Informationen, Nutzungsdaten, IP-Adressen, Geräteinformationen, andere Server mit denen kommuniziert wird und Raum-IDs gespeichert. (Die Quelle bezieht sich auf eine ältere Matrix-Version. Inwiefern die standardmäßig gespeicherte Datenmenge und das Löschverhalten auf aktuelle Versionen übertragbar sind, ist unklar.)
Resümee
Für den aktivistischen Alltag, in dem mensch nicht anonym sein möchte, eignet sich Signal sehr gut. Insbesondere im Vergleich zu kommerziellen Alternativen ist es Privatsphäre-freundlich und sicher. Sollte aber doch mal Anonymität (und gleichzeitig eine sichere Verschlüsselung) in der digitalen Kommunikation wichtig sein, eignet sich Matrix besser. Hier sollte dann aber darauf geachtet werden, dass keine persönlichen Informationen (wie die IP-Adresse) preis gegeben werden, da diese auf den Servern liegen bleiben.
Sichere Passwörter mit Diceware erstellen
Diceware ist ein Verfahren um mit Würfeln und einer Wortliste, Passphrases / Passwörter zu generieren. Diese enthalten echten Zufall und sind bei ausreichender Länge als sicher zu betrachten.
In diesem Tutorial wird kurz beschrieben, wie du in wenigen Schritten so ein sicheres Passwort erstellen kannst. Eine Anleitung auf Englisch findest du hier.
Wir empfehlen dir vorher die Seite zu Passwörtern durchzulesen. Dort erklären wir auch, wie lang deine Passphrase sein sollte und warum wir die Passphrase zufällig generieren. Es ist in jedem Fall nicht ausreichend, wenn du dir selbst ‘zufällig’ Wörter ausdenkst bzw. aus der Liste aussuchst. Außerdem empfehlen wir dir einen Passwortmanager zu benutzen damit du dir nur wenige wirklich sichere Passwörter merken musst.
Konzept
Die Idee ist, dass du für dein Passwort verschiedene Wörter aus einer Liste von ca. 7000 Wörtern auswählst. So bekommst du ein Passwort, das leicht zu merken ist und trotzdem echten Zufall enthält. Dazu brauchst du nur einen Würfel.
Schritt 1
Wähle eine Wortliste in einer Sprache aus, in der du dich wohlfühlst. Wenn deine Sprache nicht in der Liste ist, kannst du eine Wortliste finden, indem du nach “Diceware Wordlist” + “Sprache” suchst. Suche dir dabei eine Liste die für mindestens fünf Würfel ausgelegt ist, also mindestens 7776 Wörter enthält.
- Dereko Wortliste (kurze Worte) DE
- dys2p/wordlists-de DE
- EFF’s Long Wordlist EN
- Website mit anderen Sprachen
Für dieses Beispiel verwenden wir die deutsche Dereko Wortliste mit kurzen Wörtern. Ihr könnt aber auch jede andere Liste welche für fünf Würfel ausgelegt ist nehmen.
Schritt 2
Würfle nun fünfmal mit dem Würfel und schreibe das Ergebnis in der Reihenfolge auf, in der du gewürfelt hast.
zum Beispiel:
14314
Nun schlage in der Wortliste nach welches Wort zu dieser Zahl passt.
In diesem Fall: batterie
Schritt 3
Wiederhole Schritt 2 insgesamt sechs Mal. Du solltest jetzt sechs Wörter haben. Zum Beispiel:
batterie tacker pferde wehen tresen zettel
Herzlichen Glückwunsch zu deinem neuen Passwort!
Schritt 4
Wenn keine akute Repressionsgefahr besteht. Schreibe das Passwort auf einen Zettel und gib es ein- bis zweimal täglich ein. Nach ein bis zwei Wochen können sich die meisten Leute ihr neues Passwort gut merken. Dann vernichte den Zettel! Es ist auch ratsam, sich eine Geschichte zu den Wörtern auszudenken, um sie sich besser merken zu können.
Technische Details
Die Empfehlung sechs Wörter zu nehmen stammt aus dem offiziellen EFF Guide für Diceware
Statistik zu Verkehrsdaten
Interpretation der Daten
Für Absatz 3 ist durch den Gesetzestext klar, dass es um Funkzellenabfragen geht. Welche Maßnahmen unter die Absätze 1 und 2 fallen ist zu klären.
Datenqualität
Die Hinweise der Quelle sind zu beachten. Hinweise die Daten betreffen welche hier übernommen wurden sind im folgenden aufgeführt.
2018
Infolge gesetzlicher Änderungen zu der statistischen Erfassung von Maßnahmen nach § 100g StPO in den §§ 12, 16 EGStPO kam es für das Erhebungsjahr 2018 in den Bundesländern zu einer uneinheitlichen Erhebungspraxis hinsichtlich der „Anzahl der Verfahren“ sowie der „Anzahl der Anordnungen zur Erhebung von Verkehrsdaten“ (Punkte 3 und 4). Für die Bundesländer Bremen, Mecklenburg-Vorpommern, Rheinland-Pfalz, Saarland und Sachsen, die diese Zahlen nicht gesondert erhoben haben, enthält die Tabelle daher an diesen Stellen keine Angabe. Die Angaben „insgesamt“ beziehen sich daher in diesen Punkten auch nur auf die 11 Bundesländer und den Generalbundesanwalt.
Hierbei betreffen die “Anzahl der Anordnungen zur Erhebung von Verkehrsdaten”, die Daten welche hier lediglich als Erst- und Zweitanordnungen benannt sind.
2020
Zu Nordrhein-Westfalen:
Die Daten enthalten Ungenauigkeiten, die Abweichung dürfte von einem so geringen Ausmaß sein, dass sie sich noch im Rahmen hinzunehmender statistischer Unschärfen bewegen dürfte.
2021
Zu Sachsen-Anhalt:
Es wird angemerkt, dass in sämtlichen Beschlüssen die Erhebung von Verkehrsdaten nach § 96 Abs. 1 TKG (alt) angeordnet worden ist.
Vergleichbarkeit
Die Daten sind nicht direkt mit anderen Statistiken zum selben Thema vergleichbar. Wenn bsw. diese Daten zu den Verfahren und Anordnungen nach §100g Abs. 3 StPO im Jahr 2019 mit der vom Land Berlin veröffentlichten Statistik zu Funkzellenabfragen verglichen werden, fallen signifikante Abweichungen auf. Wie die Abweichungen in diesem Fall zustande kommen wurde in einer IFG-Anfrage beantwortet.
Quelle
Quelle aller Daten sind die Justizstatistiken des Bundesamt für Justiz. Auf der verlinkten Seite sind die Statistiken im Abschnitt Telekommunikationsüberwachung als pdf-Dateien “Übersicht Verkehrsdatenüberwachung” für das jeweilige Jahr zu finden. Aktuell wurden hieraus nur die Zahlen zu den Verfahren, Erstanordnungen und Zweitanordnungen, aufgeteilt nach §100g Absatz 1 / 2 / 3 StPO, übernommen.
Statistik zu Telekommunikationsüberwachung
Interpretation der Daten
Die Statistiken enthalten Daten zum Einsatz von Telekommunikationsüberwachung (TKÜ) sowie zu Quellen-TKÜ. Für die andere Rechtsgrundlage für Staatstrojaner, die Online-Durchsuchung, gibt es eine eigene Statistik.
Zudem sei auf folgendes Hingewiesen (Zitat aus der Quelle):
Anzahl der Verfahren:
Anzugeben ist die Anzahl der Verfahren, in denen im Berichtsjahr die Überwachung der Telekommunikation angeordnet wurde. Die Zählung ist auf alle Verfahren zu erstrecken, in denen es im Berichtszeitraum (Kalenderjahr) zu Erst- oder Verlängerungsanordnungen und zwar gleichgültig, ob diese im Rahmen der staatsanwaltschaftlichen Eilkompetenz, durch gerichtlichen Beschluss erstmalig oder ggf. erneut nach Unterbrechung einer früheren Überwachungsmaßnahme kommt. Jedes Verfahren wird im Rahmen dieser Kriterien im Berichtszeitraum nur einmal gezählt unabhängig davon, wie Seite 9 von 10 viele Anordnungen gegen wie viele Betroffene ergehen. Dies gilt auch bei einer Veränderung des Aktenzeichens (etwa infolge eines Wechsels der Zuständigkeit oder Änderung UJs - Js). Ergeht in einem im Vorjahr gezählten Verfahren eine Anordnung gegen einen anderen Betroffenen oder eine erneute Anordnung auch gegen denselben Betroffenen, so ist das Verfahren erneut zu zählen. Nicht aufzunehmen sind solche Verfahren, in denen ausschließlich eine staatsanwaltschaftliche Eilanordnung aus dem Vorjahr gemäß § 100e Abs.1 Satz 3 StPO richterlich bestätigt wurde oder in denen im Übrigen lediglich eine oder mehrere Erst- oder Verlängerungsanordnung(en) aus dem jeweiligen Vorjahr noch andauern.Anzahl der Überwachungsanordnungen:
Anzugeben ist die Anzahl der im Berichtsjahr ergangenen Überwachungsanordnungen unterschieden nach Erst- und Verlängerungsanordnungen. Nicht aufzunehmen ist dabei die richterliche Bestätigung einer im Berichtszeitraum oder im Vorjahr durch die Staatsanwaltschaft getroffenen Eilanordnung gemäß § 100e Abs.1 Satz 3 StPO. Die Anzahl der Überwachungsanordnungen nach § 100a StPO ist nicht identisch mit der Anzahl der Verfahren, in denen Maßnahmen nach § 100a StPO angeordnet wurden. Denn in einem Verfahren können mehrere Anordnungen ergangen sein. Ferner kann eine Anordnung zur Überwachung einer einzelnen Rufnummer oder sonstigen Kennung oder aber zur Überwachung mehrerer Rufnummern oder Kennungen ermächtigt haben, so dass die Anzahl der ausgewiesenen Anordnungen nicht identisch ist mit der Anzahl überwachter Rufnummern oder sonstiger Kennungen.
Wobei wir zum aktuellen Zeitpunkt die Anzahl der Überwachungsanordnungen (außer für Quellen-TKÜ), nicht übernommen haben, dieser Teil hier also nicht relevant ist.
Datenqualität
Die Hinweise der Quelle sind zu beachten. Hinweise die Daten betreffen welche hier übernommen wurden sind im folgenden aufgeführt.
2012
Hessen: Den hessischen Ergebnissen liegt eine abweichende Zählweise zugrunde, so dass eine Vergleichbarkeit mit den Ergebnissen der anderen Länder nicht ohne weiteres gegeben ist.
2020
GBA - zu 5. Anzahl der Eingriffe in ein vom Betroffenen genutztes Informationstechnisches System gem. § 100a Abs. 1 Sätze 2 und 3; 5.2 Tatsächlich durchgeführt 3 (davon 2 i. J. 2019 angeordnet)
Hierbei bezieht sich das 5. / 5.2 auf den Punkt in dem die Zahlen in der Quelle stehen. Hier sind die Daten in den Quellen-TKÜ Dateien erfasst.
Quelle
Quelle aller Daten sind die Justizstatistiken des Bundesamt für Justiz. Auf der verlinkten Seite sind die Statistiken im Abschnitt Telekommunikationsüberwachung als pdf-Dateien “Übersicht Telekommunikationsüberwachung” für das jeweilige Jahr zu finden. Aktuell wurden hieraus nur die Zahlen zu den Verfahren und den angeordneten sowie tatsächlich durchgeführten Eingriffe in ein vom Betroffenen genutztes Informationstechnisches System (Quellen-TKÜ) übernommen.
Freund*innen
Hier sind einige andere tolle Kollektive, Initiativen und Gruppen.
IT-Sicherheit für Aktivisti
Diese Gruppen geben Workshops zu IT-Sicherheit für Aktivisti oder bieten offene Sprechstunden an. Einige davon bieten auch Workshops zu anderen Themen an.
- Skills for Utopia
- resist.berlin
- Datenschutzgruppe der Roten Hilfe
- Zucker im Tank
- Cryptosprechstunde Berlin
- ignite! Kollektiv
Andere politische Workshops
Diese Gruppen bieten zu anderen politischen Themen Workshops an.
- stuhlkreis_revolte
- skills for action
- aufbegehren
- fem*ergenz
- Gegen_Gewalt
- kikk-Kollektiv
- Kipp.Punkt Kollektiv
- Educat Kollektiv
- Organisiert euch!
- Netzwerk Selbsthilfe
- Wort.Wechsel
- Kurve Wustrow
- Werkstatt für gewaltfreie Aktion Baden
- Attac
Weiteres Material
Hier sind einige weitere Materialien zum Thema verlinkt, welche wir teilweise auch als Quelle verwendet haben. Vielen Dank an die Ersteller*innen.
Einige der Quellen enthalten teilweise veraltete oder unvollständige Informationen. Bitte bedenkt das, schaut euch mehrere Quellen an, recherchiert selbst und fragt im zweifel bei den Gruppen oder uns nach.
Deutsch
- beschlagnahmt.org
- Datenschutzgruppe der Roten Hilfe
- esc-ctrl
- Sicherheitsratgeber vom ABC Dresden
- prism break
- systemli Wiki
Englisch
- No Trace Project
- The Hitchhiker’s Guide to Online Anonymity
- OpSec von Riot Medicine
- Privacy Handbuch
- Digital First Aid
- Surveillance Self-Defense von der EFF
- security in-a-box
- Tactical Tech
- riseup.net
Lizenz
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