Datenspürhunde
Im folgenden wird dieser Artikel unter der Creative Commons BY-NC-SA 4.0 von Netzpolitik.org wörtlich zitiert, da dieser das Thema ziemlich gut erklärt:
Der unwiderstehliche Geruch von Festplatten
Bei Hausdurchsuchungen kommen immer öfter auch „Datenspeicher-Spürhunde“ zum Einsatz. Sie können Smartphones, Festplatten und sogar SIM-Karten riechen. Bei deren Ausbildung will sich die Polizei allerdings nicht in die Karten schauen lassen.
Von Polizeihunden, die nach Rauschgift oder Sprengstoff suchen, haben alle schon gehört. Auch von Hunden, die nach Banknoten schnüffeln, auf der Suche nach Steuerflüchtlingen. Am Ende der letzten Dekade kam dann eine neue Ausbildung dazu: Hunde, die Datenträger erschnüffeln – und das Land Sachsen war Vorreiter. Im Fall des massenhaften Kindesmissbrauchs auf einem Campingplatz in Lüdge kam Deutschlands bis dahin einziger „Datenspeicher-Spürhund“ zum Einsatz. In der Folge bildete die Polizei von Nordrhein-Westfalen ebenfalls solche Hunde aus und präsentierte „Odin“, „Jupp“ und „Ali Baba“ auch in sozialen Medien.
Auf der Transparenz-Plattform FragdenStaat gibt es gleich mehrere Anfragen zu Datenspeicher-Spürhunden. Dort hätte man also mehr dazu erfahren können, wie die Polizei Hunde trainiert, damit diese CDs, Festplatten, Speicherkarten, USB-Sticks, Smartphones und SIM-Karten finden. Denn ganz offenbar haben Speichermedien einen ganz eigenen Geruch, den Hunde erkennen, wenn sie auf diesen konditioniert werden. Allerdings hat die NRW-Polizei die Ausbildung der Hunde als „Verschlusssache“ eingestuft und großflächig geschwärzt, und so muss man sich stattdessen auf Medien wie zooroyal und deren Berichterstattung über die „Fellnasen“ verlassen.
In einem Bericht der Süddeutschen Zeitung heißt es, dass die Suche nach Datenträgern viel schwieriger sei als nach Drogen, die einfach stärker riechen würden als die handelsübliche Festplatte. Auch die Polizei Sachsen-Anhalt schreibt in einer Präsentation, dass die Datenträger kaum Geruchsmoleküle freisetzten.
Der sächsische Diensthundeführer sagte der Zeitung damals, dass der Hund die Chemikalien rieche, die zur Herstellung der Speichermedien verwendet werden. Er habe sogar den Eindruck, dass sein Hund Lithium-Ionen-Akkus schneller fände als Handys mit Chrom-Nickel-Batterien und gehe davon aus, dass „Artus“ Lithium riechen könne.
Weil die gesuchten Datenträger so wenig Geruch verströmen, verlange die „Spürarbeit“ eine „hohe, ausdauernde und körperlich anstrengende Leistung“ des Diensthundes, heißt es in den Unterlagen aus Sachsen-Anhalt. Deswegen setze diese Ausbildung „ein fokussiertes, sachliches Spürverhalten des DH [Diensthundes] voraus.“
Belohnung: Beißwurst
Die Polizei NRW selbst verrät auf ihrer Webseite, wie die Suche vor sich geht: „Hört Hank [Hund] das Kommando »Spür!«, beginnt er zu suchen. Bleibt er bewegungslos stehen, weiß Peter Baumeister [Hundeführer]: Er hat etwas gefunden. Als Belohnung bekommt Hank dann sein Lieblingsspielzeug: eine Beißwurst.“
Demnach dauert die Zusatz-Ausbildung eines Spürhundes zum Datenspeicher-Spürhund 20 Tage, welche der Hund zusammen mit seinem Bezugsmenschen absolviert. Nach der Ausbildung darf sich der Mensch dann „Datenspeicherspürhundführer“ nennen. Ein Wort, wie es deutscher kaum klingen könnte.